Junge Wirtschaft NÖ: Der neue Landesvorsitzende Patrick Mayer im Interview
Neuwahl bei der Jungen Wirtschaft NÖ: Patrick Mayer folgt als Landesvorsitzender auf Katharina Alzinger-Kittel. Der 31-Jährige will der „Stachel im System“ sein.
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Wirtschaft in NÖ: Warum bist du Unternehmer geworden? Was hat dich inspiriert?
Patrick Mayer: Ich komme aus einer Unternehmerfamilie. Für mich war früh klar, dass ich auch mein eigenes Ding machen möchte. Mit 17 Jahren habe ich mit einem kleinen Weingut begonnen, danach eine Eventagentur gegründet und seit rund drei Jahren bin ich in der Unternehmensberatung tätig. Aus einem Studienprojekt mit zwei Kollegen ist schließlich unsere nachhaltige Kerzenmanufaktur „Kremser Kerzen“ entstanden. Ein Kollege hat erzählt, dass er gerne kocht, aber die Wohnung danach immer stinkt. So ist die Idee entstanden, Duftkerzen zu produzieren, und daraus wurde unsere Manufaktur.
Welche Momente haben dich in deiner Unternehmerlaufbahn bisher besonders geprägt?
Ein sehr einschneidender Moment war die Covid-Zeit im Unternehmen meines Vaters, als wir von einem Tag auf den anderen alle Mitarbeiter kündigen mussten. Das hat mir gezeigt, wie schnell es gehen kann und dass von heute auf morgen alles anders sein kann. Auf der positiven Seite ist das Schönste für mich, wenn Menschen unsere Kerzen wertschätzen und man spürt, dass das, was wir machen, anderen Freude bringt.
Wie bist du zur Jungen Wirtschaft NÖ gekommen?
Über einen Bekannten, der mir die Nummer von Philipp Monihart gegeben hat. Der meinte, die Junge Wirtschaft passt genau zu mir. Dann habe ich noch Stefan Seif kennengelernt, der hat mich zu Veranstaltungen mitgenommen und auf einmal war ich mittendrin.
Was hat dich motiviert, im Vorstand der Jungen Wirtschaft NÖ aktiv zu werden?
Interessenpolitik. Weil sich für junge Unternehmerinnen und Unternehmer nur dann etwas bewegt, wenn man der Politik Gas gibt. Ich habe gesehen, dass in der Jungen Wirtschaft wirklich etwas weitergeht, man muss Druck machen und Themen vorantreiben. Und ich will nicht, dass Österreich zum reinen Beamtenstaat wird.
Wie hast du bisher vom Netzwerk der Jungen Wirtschaft profitiert?
Für mich sind vor allem die Freundschaften das Wertvolle. Über die Junge Wirtschaft habe ich sehr viele enge Kontakte gewonnen – Stefan Seif ist zum Beispiel mein Trauzeuge geworden. Große Geschäfte habe ich über die JW noch nicht abgewickelt, aber ich habe heute in fast jedem Fachbereich eine Ansprechperson und man unterstützt sich gegenseitig.
Was sind deine wichtigsten Ziele und Visionen in deiner Amtszeit?
Ein großer Schwerpunkt wird das Thema Digitalisierung sein. Wir werden in Österreich nicht mehr Menschen, die arbeiten wollen oder können. Daher müssen wir Prozesse automatisieren und den Verwaltungsapparat digitaler machen. Ein zweites zentrales Thema ist Kinderbetreuung und Karenz: Ich habe selbst zwei kleine Kinder, viele im Vorstand ebenfalls, und gemeinsam mit „Frau in der Wirtschaft“ wollen wir hier einen starken Fokus setzen – wir sind genau in dem Alter, in dem die Themen sehr präsent sind, und können das authentisch vertreten.
Wie möchtest du die Interessen der jungen Unternehmerinnen und Unternehmer gegenüber Politik und Wirtschaft vertreten?
Mir ist ein positiver, konstruktiver Diskurs wichtig. Es bringt nichts, nur draufzuhauen und jemanden zum Sündenbock zu machen. Die meisten meinen es mit dem, was sie tun, gut – und da gilt es, miteinander Kompromisse zu finden, die am Ende den Standort und die jungen Unternehmen weiterbringen.
Wie wichtig ist ein starkes Netzwerk für junge Unternehmerinnen und Unternehmer – und welche Formate der Jungen Wirtschaft sind dir besonders wichtig?
Gerade am Anfang, vor allem als EPU, ist man oft allein und hat niemanden zum Austauschen. Viele stehen aber vor denselben Fragen, etwa: Was ist zu beachten, wenn ich meinen ersten Mitarbeiter einstelle? Da ist die Junge Wirtschaft extrem wichtig, weil man sich gegenseitig unterstützen kann. Ich mag die großen Formate wie Summit oder Jungunternehmertag, aber am wichtigsten sind für mich die Veranstaltungen auf Bezirksebene – dort ist man ganz nah bei den Unternehmen und spricht wirklich mit den Leuten.
Wie siehst du die Rolle der Jungen Wirtschaft für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Niederösterreich?
Die Junge Wirtschaft sollte ein bisschen der Stachel im System sein, der die unangenehmen Fragen stellt, antreibt und mitentscheidet. Niederösterreich hat eigentlich alles, um ein extrem attraktiver Standort für junge Unternehmen zu sein. Damit das auch so wahrgenommen wird, müssen wir im engen Austausch mit der Politik bleiben, ihr Gas geben und ruhig auch einmal mutig und frech sein – sonst wird sich zu wenig ändern.
Hast du einen persönlichen Tipp für junge Gründerinnen und Gründer in der Region?
Suchen Sie sich eine Partnerin oder einen Partner, der Verständnis hat und eine echte Stütze ist. Die Hochs im Unternehmertum sind sehr hoch und die Tiefs sehr tief – wenn man zuhause jemanden hat, der mitfeiert oder einen auffängt, macht das die ganze Reise noch schöner.
Pressemitteilung: Junge Wirtschaft NÖ hat gewählt: Patrick Mayer ist neuer Vorsitzender der JW NÖ
Fotogalerie von der JW-Landesvorstandswahl | Fotos: Georg Pomassl