NÖ Gastronomie: „Wir sind Opfer, nicht Treiber der Inflation“
Obmann Dietmar Schöner wehrt sich und betont: „Preiserhöhungen sind kein Gewinnmanöver, sie sind ein Überlebenskampf“.
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„Die Behauptung, die Gastronomie kaufe bewusst billig ein und treibe so die Preise, ist irreführend“, wehrt sich Dietmar Schöner, Obmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer NÖ, gegen die landläufige Meinung, die Branche sei einer der größten Inflationstreiber. „Wer uns ‚Preistreiber‘ nennt, übersieht die Realität: Wir handeln in einem Markt, in dem 90 Prozent der Betriebe Mehrkosten nur teilweise weitergeben können. Das ist kein Gewinnmanöver, das ist ein Überlebenskampf“, betont der Obmann und verweist auf massiv gestiegene Kosten für Energie, Lebensmittel, Mieten und Löhne, die eine Preisanpassung zwingend erforderlich machen, um kostendeckend arbeiten zu können.
Lebensmittelpreise stark gestiegen
Die Preisanstiege bei Vorleistungen sind beträchtlich: Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen um 5,2 Prozent, Fleisch um 6,2, Milch, Käse und Eier um 7,5 Prozent, Kaffee sogar um 23,8 Prozent. Auch die Personalkosten haben sich in den letzten fünf Jahren um rund 30 Prozent erhöht, Rindfleischpreise um 55 und Schweinefleisch um 20 Prozent.
Um die Inflation zu messen, erstellt die Statistik Austria einen Warenkorb aus verschiedensten Gütern und Dienstleistungen. Jedes Segment hat eine bestimmte Gewichtung. „Wir haben einen Index, wo die Gewichtung Gastronomie und Hotellerie 13 Prozent vom Gesamtwarenkorb ausmacht – fast das Dreifache von Deutschland. Die Erhebung erfolgt in urbanen Gebieten und touristischen Hotspots – ländliche Regionen bleiben außen vor“, erklärt Schöner. Erfasst werden die 19 Indexstädte: Wien, St. Pölten, Wr. Neustadt, Amstetten, Krems, Eisenstadt, Linz, Steyr, Wels, Salzburg, Saalbach, Graz, Kapfenberg, Schladming, Klagenfurt, Villach, Innsbruck, Bregenz und Dornbirn.
Preiserhöhungen als wichtigster Hebel, um gestiegene Kosten auszugleichen
Eine Umfrage der Fachverbände von Hotellerie und Gastronomie im Juni 2025 zeigt, dass steigende Kosten für Lebensmittel, Personal und Energie den stärksten Einfluss auf die Preisgestaltung haben. „Auf das gestiegene Kostenumfeld müssen Gastronomie- und Hotelleriebetriebe mit Preiserhöhungen reagieren. Sie sind der wichtigste Hebel, um die massiv gestiegenen Kosten von Vorleistungen auszugleichen“, so Schöner. Gleichzeitig setzen fast zwei Drittel der Betriebe auf verstärkte Preisvergleiche zwischen Lieferanten, über die Hälfte spart aktiv Energie, andere reduzieren Speisekarten oder Öffnungszeiten. „Viele hoffen, durch mehr Gäste die Fixkosten besser verteilen zu können, statt die gesamten Mehrkosten auf die Konsumenten umzulegen.“
Betriebsaufgaben und Insolvenzen nehmen zu
Die Branche betont zudem, dass sie unter dem wirtschaftlichen Druck zunehmend Betriebsaufgaben und Insolvenzen verzeichnet, Investitionen kaum möglich sind und die Deckungsbeiträge schrumpfen. „Die Gastronomie ist ein wirtschaftlicher Stimmungsmesser. Eine gewisse Zurückhaltung bei den Gästen ist messbar, real und betrifft die gesamte Branche. Gleichzeitig bleibt das Bedürfnis nach Erholung und gastronomischen Erlebnissen stark ausgeprägt“, erklärt Schöner und betont: „Würde die Branche tatsächlich die Preise übermäßig erhöhen, gäbe es wohl kein Wirtshaussterben, und wir wären nicht so prominent in der Insolvenzstatistik vertreten.“
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Dietmar Schöner, Obmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer NÖ