WKNÖ-Industrielunch: WIFO-Chef Felbermayr drängt auf Standortstrategie
NÖ Industrie warnt vor rückläufigen Investitionen, herausfordernder Exportsituation und zu hohen Energiekosten
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WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr drängt auf eine gezielte Strategie zur Stärkung des heimischen Wirtschaftsstandorts. „Wir müssen unsere Standortbedingungen verbessern“, sagte Felbermayr beim Industrielunch der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) vor Spitzenvertretern niederösterreichischer Industriebetriebe. Das verlange unter anderem stabile Handelskosten, ein Ende der derzeitigen „strukturellen Bevorzugung von Teilzeit“ und damit einen verstärkten Fokus auf Vollzeitarbeit, sowie leistbare Energiekosten. Im internationalen Wettbewerb bereits starke Branchen sollten nach dem Prinzip „Stärken stärken“ besonders in den Fokus genommen werden.
FLAF ins Budget - mit Gegenfinanzierung
Eine Möglichkeit wäre aus Felbermayrs Sicht auch, die Finanzierung des Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) von den Unternehmen ins Budget zu verlagern – was die Unternehmen um rund sechs Milliarden Euro entlasten, allerdings entsprechende Gegenfinanzierungen verlangen würde. Die Wettbewerbsfähigkeit sei jedenfalls „nach wie vor im Keller“ und müsse dringend gestärkt werden, so Felbermayr.
„Gaspreis treibt den Strompreis der Zukunft"
Bernhard Dichtl, Spartenobmann-Stellvertreter der NÖ Industrie, verwies in diesem Zusammenhang auf rückläufige Investitionen am heimischen Industriestandort, die aufgrund der nachhaltigen Entwicklung bei Kostenfaktoren „sehr herausfordernde Exportsituation“ und die hohe Bedeutung gerade der energieintensiven Industrie für den Industriestandort Niederösterreich. „Die Sorge um leistbare, verfügbare und stabile Energieversorgung ist erheblich.“ Felbermayr geht in diesem Zusammenhang davon aus, dass der Gaspreis – in Kombination mit der CO2-Bepreisung – auch künftig den Strompreis bestimmen werde. „Der Gaspreis treibt den Strompreis der Zukunft.“
Nachfragemangel größtes Produktionshindernis - „Ampel nicht auf Gründ, aber ..."
Als zentrales Produktionshindernis für die heimische Industrie sieht der WIFO-Direktor den Nachfragemangel. „Das ist der bremsende Faktor.“ Erst deutlich dahinter folgen ein Mangel an Arbeitskräften sowie Kapazitäts- bzw. Materialmängel. Und: „Die Finanzierung ist nicht das große Thema.“ Österreich und Deutschland seien in der EU industriell jedenfalls unter Druck geraten. Sowohl die Einschätzungen der Unternehmen zur aktuellen Lage wie auch zu den Erwartungen seien nach wie vor eingetrübt. „Österreich schleppt sich aus der Rezession“, formuliert es Felbermayr – um zugleich auch kleinere Lichtblicke zu sehen. „Die Ampel steht nicht auf Grün, aber auch nicht mehr ganz auf Rot.“