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Zwei Damen im Bikini am See
© Steiermark Tourismus/Jesse Streibl

Hochsaison trifft Hochtechnologie

Zwischenbilanz im steirischen Tourismus mit guten Zahlen und neuen Trends: Jeder zweite Urlauber und Hotelier hat KI im Einsatz.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 14.08.2025

Die Sommersaison biegt auf eine vielversprechende Zielgerade ein: Nach einem starken Start im Mai und Juni mit über 2,26 Millionen Nächtigungen (ein Plus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr) bremste der verregnete Juli die positive Entwicklung spürbar. Doch mit der aktuellen Rückkehr des Sommers steigt auch wieder die Lust auf Urlaub „daheim“ – viele Gäste bleiben länger, Spontanurlauber zieht es ebenfalls vermehrt in die touristisch erfolgsverwöhnte grüne Mark. Um stolze 20 Prozent konnten die heimischen Hoteliers die Ankünfte in den vergangenen zehn Jahren steigern, bei den Nächtigungen sind es 18 Prozent. Im Vorjahr konnte mit 7,95 Millionen Übernachtungen gar ein neuer Rekord erzielt werden. 


Algorithmen bestimmen den Urlaub von morgen

Das Rennen um Gäste wird allerdings längst nicht nur mehr an der Rezeption entschieden, sondern auch durch Algorithmen – und hier zeigt sich ein neuer Trend: Wie aus der europaweiten Reisestudie „Travel Report“ hervorgeht, nutzen bereits 48 Prozent der Reisenden KI-Tools wie ChatGPT & Co. Ähnliches weist auch eine Umfrage von Branchenprimus Booking.com aus: 85 Prozent geben hier an, „begeistert“ von den neuen KI-Möglichkeiten im Rahmen der Urlaubsplanung zu sein. Am häufigsten genutzt werden die Tools für Übersetzungen (43 %), Aktivitäten-Vorschläge (34 %) und  Restaurantempfehlungen (31 %). 

Was massive Auswirkungen hat, wie KI-Expertin Manuela Machner weiß: „KI-Systeme wie ChatGPT oder Google mit integrierter KI nehmen eine Vorselektion vor. Dazu kommen Agenten-Systeme, die nicht nur von Menschen gesteuert werden – KI sucht aktiv nach passenden Angeboten. Die Algorithmen selbst entscheiden, welche Betriebe angezeigt werden.“ Heißt also: Die KI liefert immer öfter direkte Antworten statt Links zu Websites. Eine Entwicklung, die als „Zero-Click-Search“ bezeichnet wird.

Hinweis
48% der Urlauber nutzen schon KI-Tools wie ChatGPT.


Bereits die Hälfte der Hoteliers hat KI im Einsatz

Hotelbetreiber haben auf diese Entwicklung längst reagiert, wie eine europaweite Erhebung (mit 247 Anbietern aus Österreich) zeigt: Bereits 49 Prozent der heimischen Hoteliers haben demnach KI im Einsatz, damit liegt man über dem EU-Schnitt von 41 Prozent. In Zeiten des Fachkräftemangels – insbesondere im Tourismus – „sollte KI kein Luxusprojekt sein“, betont Georg Imlauer, Obmann des Fachverbands Hotellerie in der WKÖ. Vielmehr „ist sie ein Werkzeug, das Prozesse vereinfacht und Mitarbeiter entlastet“, so Imlauer. Besonders beliebt unter den KI-affinen Touristikern: Texterstellung (bei 90 %) , die Analyse von Gästebewertungen (bei 59 %), automatisierte Gästeanfragen (50 %) und Umsatzmanagement (48 %). Auch prädiktive Analysen (43 %) sind hierzulande häufiger im Einsatz als im Rest Europas. „Man kann sich dieser Entwicklung einfach nicht entziehen“, unterstreicht auch Gerhard Höflehner vom gleichnamigen Natur- und Wellnesshotel in Haus im Ennstal. Der Kampf um Gäste führe schließlich immer öfter über neue Technologien: „Während Telefonanfragen deutlich abnehmen, sind Tools wie transparente Buchungssysteme heute entscheidend“, so der Hotelier. Nachsatz: „Wir sprechen heute nicht nur mehr über hochqualitative Kulinarik oder tolle Angebote für Wellness, sondern genauso intensiv über Klicks, ‚Conversion-Rates‘ und Website-Impressionen.“ 

Eine Frau und ein Mann beim Wandern in den Bergen
© Steiermark Tourismus/Supersusi.com Beste Aussichten: Die steirischen Touristiker ziehen für die Sommersaison 2025 eine positive Zwischenbilanz.

Das trifft auch auf die steirischen Reisebüros zu, bei denen KI ebenfalls längst Einzug gehalten hat: „Alles, was Textverarbeitung betrifft – Übersetzungen, Korrekturen, Textanpassungen, Recherchen –, setzen wir schon sehr stark KI-gestützt um“, erklärt Max Schlögl, Chef von Gruber Reisen und Fachgruppenobmann der Branche. Auch an „Prototypen, um mit KI-Unterstützung Kunden schneller und besser zu servicieren“, werde gearbeitet, sagt Schlögl. Nachsatz: „Das heißt aber nicht, dass der Reiseberater einfach an einen KI-Agenten übergibt.“ Wobei das Vertrauen der Reisenden in die KI in vielen Bereichen sogar da wäre: So verlassen sich bereits 16 Prozent der Urlauber am ehesten auf den KI-Assistenten. Zum Vergleich: Elf Prozent setzen auf Reiseblogger, nur mehr sechs Prozent glauben Social-Media-Influencern. So zumindest das Ergebnis einer Umfrage einer deutschen Reiseplattform. 

Apropos: Deren Wichtigkeit bleibt unverändert – trotz aktuellem Aufbegehren gegen Booking.com. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs haben sich schon mehr als 10.000 Betriebe in ganz Europa einer Sammelklage angeschlossen, um gegen die kartellrechtswidrigen „Bestpreisklauseln“ vorzugehen. Diese untersagte den Hoteliers, den Booking.com-Preis auf der eigenen Website zu unterbieten. Noch bis 29. August können sich Hoteliers hier dieser europaweiten Sammelklage anschließen.