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Glückliche Frau mit einem gelben Sparschwein
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Konsumflaute beflügelt die Sparlust

Die Steirer legen monatlich im Schnitt 328 Euro auf die hohe Kante. Das geht aus der aktuellen Sparstudie hervor, die rund um den Weltspartag präsentiert wurde.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 23.10.2025

Auch wenn die Zinsentwicklung rückläufig ist und die Sparzinsen aktuell auf niedrigem Niveau dahintümpeln, erweisen sich die Steirerinnen und Steirer nicht nur rund um den Weltspartag als echte Sparmeister: Wie aus einer aktuellen Umfrage von IMAS International im Auftrag von Erste Bank und Sparkasse hervorgeht, legen die Menschen hierzulande 328 Euro im Monat auf die hohe Kante – und liegen damit über dem Österreichschnitt von 320 Euro. Verglichen mit dem verfügbaren Einkommen beläuft sich die Sparquote damit auf elf Prozent. Ein bemerkenswerter zweistelliger Wert, der Hand in Hand geht mit einer starken Konsumzurückhaltung und einer weiterhin hohen Inflation. Von „Angstsparen“ will Georg Bucher, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse, trotzdem nicht sprechen: „Auch wenn die Sparraten mit Corona und der steigenden Unsicherheit zugenommen haben, ist dieser Begriff sehr negativ besetzt. Wir sehen in der Sparbereitschaft der Steirer eher ein gestiegenes Bewusstsein für Vorsorge.“

Und genau das scheint tatsächlich immer wichtiger zu werden: Gefragt nach den Sparzielen, geben 84 Prozent der Steirer an, Geld als „Notgroschen“ oder für Notfälle zur Seite zu legen. 70 Prozent sparen zur finanziellen Absicherung an, für 68 Prozent sind spätere Konsumwünsche wie Urlaub oder andere Dinge ein Sparmotiv. Für 64 Prozent geht es beim Sparen um die finanzielle Unabhängigkeit, weitere 33 Prozent wollen später damit eine Immobilienfinanzierung angehen.

Erstaunlich ist, dass die Steirerinnen und Steirer ihr Erspartes weiterhin „sehr konservativ“ veranlagen, wie es Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl formuliert. „Die Steirerinnen und Steirer sind sehr sicherheitsbewusst und schaffen gerne Liquiditätspolster.“ Umgelegt auf Spar- und Investitionsformen heißt das: Das Sparbuch bzw. das Sparkonto rangieren weiterhin unangefochten auf Platz eins der beliebtesten Sparformen – und das unverändert seit vielen Jahren. So verfügen 80 Prozent der befragten Steirer über ein Sparbuch oder ein Sparkonto. Auf Platz zwei folgt mit 55 Prozent bereits das – für Spareinlagen schlecht verzinste – Girokonto. Allein auf Spar- und Gehaltskonten haben die Steirer bei der Steiermärkischen Sparkasse rund 9,3  Milliarden Euro „geparkt“. 

Auf Platz drei der beliebtesten Sparformen rangiert mit 42 Prozent übrigens die Lebens- oder Kapitalversicherung. Allerdings haben auf Platz vier die Wertpapiere mit 40 Prozent kräftig zugelegt, wie Bucher betont: „Die Niedrigzinsphase, die hohe Inflation und der erleichterte Online-Zugang haben  dazu geführt, dass mehr Menschen nach Alternativen suchen, um ihr Geld langfristig zu sichern und zu vermehren. In Wertpapiere zu investieren, wird für die Kunden zunehmend interessant.“ Das bestätigen auch die Chefs heimischer Bankinstitute, die wir in einem Rundruf nach sinnvollen Veranlagungsalternativen gefragt haben (siehe unten). 

Am häufigsten wird dabei zu Aktien (26 Prozent) gegriffen, gefolgt von Investmentfonds (24 Prozent) und sogenannten ETFs (15 Prozent). „Das Volumen der Wertpapierveranlagungen ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen – von knapp 2,5 Milliarden Euro im Jahr  2015 auf knapp 4,8 Milliarden Euro im heurigen Jahr“, so Bucher.

Die Steirer sind sicherheitsbewusst und schaffen gern Liquiditätspolster. 

Spannend ist auch ein Vergleich, was die unterschiedlichen Veranlagungsformen im Vergleich zum VPI abgeworfen haben: Während das Sparbuch seit 2015 nur minimale Zuwächse verzeichnete, schaffte es ein Multi-Asset-Portfolio gerade einmal, die hohe Inflation abzufedern. Als einziges Instrument eindeutig im Plus – wenn auch mit Zackenbewegungen in den letzten Jahren – erwies sich das globale Aktienportfolio (plus 73 Prozent).

Aufholbedarf wird aber insgesamt beim Thema Finanzwissen geortet. Nur ein Drittel der Steirer schätzt den eigenen Wissensstand als „sehr gut“ oder „ziemlich gut ein“, bei 57 Prozent ist es gar kein Thema in der Familie. „Hier gibt es noch viel zu tun, nicht nur rund um den Weltspartag.“


Sparen in Zahlen


Hinweis
328 Euro beträgt der durchschnittliche monatliche Sparbetrag der Steirerinnen und Steirer aktuell. Im Vorjahr waren es 331, davor 292 Euro.

35 Prozent der Steirer attestieren sich ein sehr gutes bzw. gutes Wissen in Finanzthemen.

76 Prozent der Steirer geben an, dass ihnen Sparen „sehr wichtig“ oder „ziemlich wichtig“ ist.

40 Prozent der Steirer nutzen Wertpapiere. Am beliebtesten sind Aktien (26 Prozent) und Investmentfonds (24 Prozent), gefolgt von ETFs.

33 Prozent der Steirer haben als Sparmotiv eine spätere Immobilienfinanzierung im Kopf.


Wie kann man in Zeiten minimaler Sparzinsen sinnvoll veranlagen?


Georg Bucher, Steiermärkische Sparkasse: „Sparen ist zentraler Bestandteil der finanziellen Vorsorge. Inflation und niedrige Zinsen machen deutlich, dass klassische Sparformen allein nicht mehr ausreichen. Wer Vermögen sichern und aufbauen möchte, muss neue Wege gehen. Wertpapiere bieten hier eine sinnvolle Ergänzung.“

Martin Schaller, Raiffeisen: „Wegen der Inflation ist eine Streuung auf Spar- und Anlageprodukte sinnvoll. Das Kundenvermögen ist wegen der Konsumzurückhaltung gewachsen. Mit Veranlagungsformen am Kapitalmarkt kann langfristig ein Kaufkraftverlust vermieden und ein Vermögenszuwachs erreicht werden.“

Manfred Geiger, BKS Steiermark: „In Zeiten von etwas geringeren Sparzinsen ist es entscheidend, die Chancen des Kapitalmarktes stärker zu nutzen und über das klassische Sparen hinauszudenken. Schon kleine, regelmäßige Beträge in Investmentfonds oder ETFs können langfristig eine solide Basis schaffen.“

Ernst Albegger, Hypo Vorarlberg: „Vor dem Hintergrund hoher Bewertungen, potenzieller Marktkorrekturen und anhaltender Volatilität sind  Vorsicht, Geduld und Diversifikation entscheidend. Ein Multi‑Asset‑Ansatz, der Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Edelmetalle kombiniert, kann helfen, moderate Erträge zu erzielen.“

Nadja Zeschko, UniCredit: „Mit klassischem Sparen allein sind Einlagen auf lange Sicht zum Schrumpfen verdammt. An Wertpapieren führt trotz überschaubarer Risiken kein Weg vorbei. Für Einsteiger bieten wir ein Paket, mit dem man klassisches Sparen und Investments in Wertpapiere kombinieren kann.“

Philipp Boruta, Schoellerbank: „Im aktuellen Marktumfeld zählt eine durchdachte Kombination aus soliden Aktien, Anleihen und alternativen Anlagen. Aktive Steue­rung, gezielte Diversifikation und selektive Investments in Qualitätsunternehmen bleiben der Schlüssel, um Chancen zu nutzen und Risiken zu managen.“

Claudia Roschkaritsch, Bawag: „Der Weltspartag ist ein guter Anlass, finanzielle Ziele zu prüfen. Ob Sparen, Anlage oder Vermögensaufbau – wir beraten individuell. Wertpapierkunden empfehlen wir breite, regelmäßige Investments über einen längeren Zeitraum. Wertpapiereinsteigern empfehlen wir eine persönliche Beratung.“

Monika Cisar-Leibetseder, Volksbank Steiermark: „Kurzfristige Liquidität sollte am Spar- oder Festgeldkonto gehalten werden. Dem aktuellen Zinsniveau kann man auch mit Anleihen oder Laufzeitfonds entgegensteuern. Langfristig sind Veranlagungen in weltweit gestreute Aktienfonds und offene Immobilienfonds möglich.“


Hinweis
33 Prozent der Steirer haben als Sparmotiv eine spätere Immobilienfinanzierung im Kopf.