Zukunft sichern: Was die Metalltechnische Industrie jetzt braucht
Lesedauer: 2 Minuten
Die Metalltechnische Industrie (MTI) in Niederösterreich steht unter Druck: Produktionsrückgang, hohe Energiepreise, eine gegenüber dem europäischen Umfeld hohe Inflation und Lohnstückkosten, die im Vergleich zu den Mitbewerbern davongaloppieren. Nahezu jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) überlegt Standortverlagerungen, so das Ergebnis einer Blitzbefragung der Niederösterreichischen Industrie. „Wir müssen in Österreich aufpassen. Wir haben das Wort Deindustrialisierung vor Augen – und ohne Industrie käme es zu einem verheerenden Stillstand im Land“, warnt Veit Schmid-Schmidsfelden, Fachgruppenobmann Metalltechnische Industrie NÖ. In der Vergangenheit waren die Industriebetriebe auch in Krisenzeiten bereit, ihren Beitrag zu leisten. Sie sind seit Jahrzehnten standorttreu geblieben. "Nun ist es aber an der Zeit, notwendige industrietaugliche Rahmenbedingungen tatsächlich umzusetzen", betont Veit Schmid-Schmidsfelden.
Vier Forderungen der MTI
Alle politischen Verantwortlichen stehen aktuell in der Pflicht, die Wirtschaft zu stärken und die Zukunft zu sichern. Die Fachgruppe Metalltechnische Industrie NÖ fordert daher vier konkrete Sofortmaßnahmen für mehr Wettbewerbsfähigkeit:
- Ausrüstungsinvestitionen können im ersten Jahr voll abgeschrieben werden – um Unternehmen einen Liquiditätsvorteil zu verschaffen.
- Die Verlustrücktrags- und Verlustvortragsgrenze von 75% bei Körperschaften wird aufgehoben – um Unternehmen mehr Spielraum bei der Steuerplanung zu ermöglichen.
- Überstunden jenseits der Vollzeitbeschäftigung werden steuerfrei abgegolten – um Anreize für Mehrarbeit schaffen zu können.
- Unternehmen werden durch eigenkapitalähnliche Instrumente unterstützt (etwa in Form nachrangiger Darlehen).
Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern
Es besteht dringender Handlungsbedarf – denn das Lagebild für die Metalltechnische Industrie ist ernüchternd. Der Standort Österreich droht für viele Unternehmen einfach zu teuer zu werden. Die zu hohen Lohnabschlüsse der vergangenen Jahre sind kaum mehr zu stemmen. Selbst wenn man die Lohnstückkostendynamik sofort einfrieren würde, könnten die eingetretenen Verluste an arbeitskostenbezogener Wettbewerbsfähigkeit zum Teil erst in ferner Zukunft egalisiert werden. Der Spielraum für Investitionen fehlt, Arbeitsplätze und wichtige Marktanteile auf den Weltmärkten gehen verloren. „Die Metalltechnische Industrie befindet sich in einer bedenklichen Situation, vor der wir seit Jahren warnen," so Veit Schmid-Schmidsfelden. Die vier geforderten Sofortmaßnahmen versteht die Fachgruppe Metalltechnische Industrie nur als ersten Schritt. "Gleichzeitig bedarf es weiterhin eines grundlegenden wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Kurswechsels. In zentralen Bereichen sind grundlegende Änderungen unumgänglich. Reformen innerhalb des bestehenden Systems würden dabei in vielen
Fällen zu kurz greifen", betont Veit Schmid-Schmidsfelden: "Nur so sichern wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer exportstarken Industrie langfristig."
Standortverlagerung mit dramatischen Effekten
Eine Studie im Auftrag der Metalltechnischen Industrie und der Sparte Industrie der WKNÖ hat untersucht, was passieren würde, wenn aufgrund unzureichender Rahmenbedingungen Unternehmen in den nächsten fünf Jahren absiedeln. Das Ergebnis: Selbst, wenn „nur“ 19 wichtige Industriebetriebe ihre Standorte ins Ausland verlagern würden, wären die Effekte dramatisch.
- Insgesamt wären 57.700 Arbeitsplätze gefährdet – das entspricht etwa der Einwohnerzahl von St. Pölten.
- Der volkswirtschaftliche Verlust hinsichtlich des Produktionswertes würde sich auf insgesamt 16,36 Milliarden Euro im Jahr belaufen.
- Pro Jahr würden Steuern und Sozialabgaben in Höhe von rund 1,93 Milliarden Euro verloren gehen. Das entspricht dem Landesbudget für Bildung und Wissenschaft.
Entscheidungen jetzt treffen
„Die Industrie ist nicht nur Impulsgeberin und Multiplikatorin in der österreichischen Volkswirtschaft, sie hat auch grundlegende Bedeutung für die jeweilige Region", verdeutlicht Veit Schmid-Schmidsfelden. Die Industrieunternehmen sind stark vernetzt am Standort. Zulieferer, Dienstleistungen, Konsum – an ihnen hängen zahlreiche weitere kleine Betriebe. Es ist eine eng miteinander verflochtene Wertschöpfungskette. Ohne weitsichtige Industriepolitik steht somit die Zukunftsfähigkeit der gesamten Region auf dem Spiel. "Für eine starke und die Industrie unterstützende Standortpolitik sind jetzt Entscheidungen zu treffen", fordert Veit Schmid-Schmidsfelden: "Nur so können wir auch übermorgen noch Wohlstand haben."