Deutsche Wirtschaft auf Sparflamme – Hoffnung auf Investitionspaket
Deutschland ist Österreichs wichtigster Handelspartner – besonders Bayern liegt noch vor den USA und Italien an erster Stelle. Diese enge wirtschaftliche Verflechtung sorgt aber auch dafür, dass Schwankungen in der deutschen Konjunktur unmittelbar auf Österreich durchschlagen – etwa in der Automobilindustrie.
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Die „Salzburger Wirtschaft“ hat mit dem österreichischen Wirtschaftsdelegierten in München Andreas Haidenthaler darüber gesprochen, was von der deutschen Investitionsoffensive zu erwarten ist.
Wie stellt sich derzeit die Wirtschaft in Deutschland dar?
Die deutsche Wirtschaft ist momentan in einer Stagnationsphase, auf Sparflamme. Dafür gibt es einen Mix an Gründen: hohe Arbeits- und Energiekosten, überbordende Bürokratie, geopolitische Unsicherheiten wie die Zölle, die Österreich auf zwei Ebenen betreffen. Einerseits mit unseren direkten Exporten Richtung USA und andererseits, weil wir in Österreich viele Zulieferungen in die deutsche Industrie machen, speziell in die Automobilindustrie. Ungefähr ein Drittel sind im Automotive-Bereich, was auch Salzburg stark betrifft. Nun gibt es die Hoffnung, dass die neue deutsche Regierung es schafft, Reformen umzusetzen – das lässt noch ein bisschen auf sich warten. Sie hatte zunächst den Sommer der Reformen angekündigt, jetzt solle es ein Winter der Reformen sein.
Das Milliardenpaket (500 Mrd. € „Sondervermögen“) der deutschen Regierung soll die Konjunktur in Deutschland anschieben. Zieht das deutsche Milliardenpaket Österreichs Wirtschaft mit?
Mit diesem sogenannten Sondervermögen will man viel Geld in die Hand nehmen, um zum einen die deutsche Infrastruktur zu modernisieren und zum anderen sich für die sogenannte Zeitenwende aufzustellen, also da soll dann auch viel in den Bereich Defense/Verteidigung gehen, beides ist notwendig. Aber insbesondere in die Infrastruktur – hier geht es um den Ausbau von Straßen, Bahnhöfen, Schienennetzen, es gibt allein rund 4- bis 5.000. Autobahnbrücken, die saniert werden müssten. Wenn das alles angegangen wird, dann ist Deutschland auf die nächsten zehn Jahre die größte Baustelle Europas. Also dieses Sondervermögen hat das Potenzial, dass es die Dinge ankurbelt, aber man soll daneben auch die Bereiche nicht übersehen, die interessant sind, wie die Energiewirtschaft, die IKT, künstliche Intelligenz, Gesundheit, Pharma, Medizin, Lifesciences, Luftfahrt und Nahrungsmittel, insbesondere Biolebensmittel.
Was sind derzeit die entscheidenden Erfolgsfaktoren für österreichische Exporteure am deutschen Markt?
Es gibt die Hoffnung der Wirtschaft an die deutsche Politik, dass jetzt an eine paar wesentlichen Stellschrauben gedreht werden muss, damit das Land sein Potenzial weiter entfaltet. Hier geht es um die Themen Bürokratie und hohe Energie- und Arbeitskosten. Es gibt einige Hausaufgaben zu machen. Aber Deutschland wird auch in den kommenden Jahren mit Abstand der größte und wichtigste Markt für österreichische Firmen bleiben. Unsere Wirtschaft ist eng mit der Deutschlands verbunden – das geht von den großen Playern bis zum Kleinunternehmer, EPU, Dienstleistung über die Grenze, wie der Salzburger Handwerker, der eine Küche in Passau montiert, die Yogalehrerin, die Kurse im Allgäu gibt – das gehört alles dazu. Die Maßkrüge für das Oktoberfest kommen aus Österreich, aus Salzburg kommen die Zutrittssysteme von Skidata für die Allianzarena. Es gibt also eine enge Verflechtung von groß bis klein.
Welche Auswirkungen haben die US-Zölle auf den deutschen Markt?
Wir wissen alle nicht, wie Donald Trump tickt und was er morgen machen wird. Das Problem ist, dass sich die Dinge ständig ändern. Wenn ich nicht weiß, wie sich die Zölle in den nächsten sechs Monaten entwickeln werden, dann tue ich mich ganz schwer, einen Business Case zu berechnen oder bei der Bank einen Kredit zu bekommen. Was Unternehmen immer brauchen, sind klare und berechenbare Verhältnisse und am liebsten keine Zölle.
Was lässt sich für interessierte Exporteure Positives zum deutschen Markt sagen?
Gerade für Erstexporteure ist Deutschland ein sehr attraktiver Markt. Man hat den Vorteil, in einem Nachbarland zu agieren, mit derselben Sprache. Viele Deutsche kennen und schätzen Österreich, gerade Salzburg ist bekannt, das bietet ein positives Entree. Man kennt sich und man schätzt sich, das sollte man nicht unterschätzen. Darauf kann man gut aufbauen. Aber gleichzeitig muss man sich an viele Regelungen halten. Deutschland ist halt auch das Land der Regeln und Vorschriften – hier gilt es sich vorher genau zu erkundigen. Wir stehen für Beratungen jederzeit gerne zur Verfügung.