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Salzburger Festspiele/Andreas Kolarik
© Salzburger Festspiele/Andreas Kolarik

Die Salzburger Festspiele als Motor für die Wirtschaft

Seit über 100 Jahren sind die Salzburger Festspiele ein unverzichtbarer Wirtschafts- und Standortfaktor. Im SW-Interview erläutert WKS-Präsident Peter Buchmüller, warum Festspiele und Wirtschaft seit jeher eine fruchtbare Symbiose bilden und welche Rolle Salzburgs Unternehmer dabei spielen.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 25.07.2025

WKS/Neumayr
© WKS/Neumayr Für WKS-Präsident KommR Peter Buchmüller sind die Festspiele ein unverzichtbarer Standortfaktor.


Worauf gründet das ökonomische Zusammenspiel von Festspielen und Wirtschaft?

Die Diskussion über den ökonomischen Nutzen begleitet die Festspiele seit ihren Anfängen. Max Reinhardt versprach neben künstlerischen auch ökonomische Impulse, sollte es zur Gründung kommen. Von Beginn an war aber das Unternehmertum involviert – mit Friedrich Gehmacher an der Spitze, der die Gründung der Festspiele maßgeblich unterstützte. Die Entscheidung von Salzburger Unternehmern vor über 100 Jahren, sich für die Gründung einzusetzen, war eine der wichtigsten wirtschaftlichen Weichenstellungen. Die Festspiele bieten einen Rahmen für Networking, Unternehmenskooperationen und Innovationen. Sie verbinden Kulturen, fördern die Fachkräftegewinnung und unterstützen den Export.

Wie profitiert Salzburgs Wirtschaft von den Festspielen?

Die Festspiele sind ein wichtiger Konjunkturmotor und tragen als weltweit führendes Dreispartenfestival wesentlich zum positiven Image Salzburgs bei. Sie stärken die Bekanntheit Salzburgs weltweit, was auch exportorientierten Betrieben zugutekommt. Rund 80% der Wertschöpfung bleiben im Bundesland, wie die aktuelle WKS-Studie 2024 belegt. Die Studie zeigt die vielfältigen wirtschaftlichen Effekte – das reicht von Hotellerie und Gastronomie über Handel und Industrie bis zu persönlichen Dienstleistern. Die Festspiele machen Salzburg jährlich zur Metropole der Hochkultur, ziehen internationale Gäste an und fördern so das hohe Niveau der Gastlichkeit. Salzburgs Dichte an Sterne- und Haubenrestaurants ist Ausdruck dessen. Um dieses Niveau zu halten, braucht es Top-Personal – hier leisten Tourismusschulen wie die rundum erneuerte TS Klessheim einen wichtigen Beitrag. Auch Kunst- und Kultureinrichtungen wie Galerien und Museen profitieren, da viele Festspielgäste ihr kulturelles Rahmenprogramm nutzen.

Welche Zahlen unterstreichen diese Bedeutung?

Die Festspiele schaffen jährlich 250 Mill. € Wertschöpfung in Österreich, davon 199 Mio. € in Salzburg. Sie sichern 2.943 Vollzeitarbeitsplätze österreichweit, davon 2.589 in Salzburg. Von den 250 Mill. € fließen jährlich 96 Mill. € an Steuern und Abgaben an die öffentliche Hand zurück. Jeder investierte Euro kommt somit mehrfach retour. Festspielgäste geben mit 414 € pro Tag fast doppelt so viel aus wie andere Gäste im Schnitt.

Umgekehrt gefragt: Welche Rolle spielt die Salzburger Wirtschaft für die Festspiele?

Salzburgs Unternehmen profitieren von den Festspielen, tragen aber auch wesentlich zu deren Erfolg bei – etwa über den 1926 gegründeten Salzburger Tourismus Förderung Fonds, aus dem jährlich namhafte Millionenbeträge an die Festspiele fließen – 2024 waren es rund 4,2 Mill. €.

Zudem greifen die Festspiele bei der Auftragsvergabe auf heimische Betriebe zurück – vom Druck der Programmhefte über Blumendekorationen bis zum Bühnenbau. Diese Partnerschaften stärken die regionale Wirtschaft nachhaltig.

Sind die Festspiele ein Mutmacher in Krisenzeiten?

Ja. Nach dem Ersten Weltkrieg gegründet, waren sie ein mutiges „Start-up-Projekt“, das mit Idealismus, Kreativität und Beharrlichkeit Großes geschaffen hat. Genau diesen Unternehmergeist braucht es auch heute – nicht aufgeben, sondern weitermachen und am Erfolg festhalten.

Welche Chancen bringt die Digitalisierung?

Die Digitalisierung eröffnet neue Wertschöpfungspotenziale – insbesondere durch die mediale Verbreitung der Festspiele via Fernsehen, Media-Produktionen und Streaming, die weltweit ein Millionenpublikum erreichen. Der damit verbundene Marken- und PR-Wert für Salzburg ist enorm.

Ihre Vision für die Symbiose von Festspielen und Wirtschaft?

Festspiele und Wirtschaft sind wie zwei miteinander kommunizierende Gefäße mit positiven Wechselwirkungen. Das Festspielgroßprojekt 2030 – die Sanierung und Erweiterung der Festspielhäuser – ist ein wichtiger Schritt, um diese Symbiose zu stärken. Investitionen von rund 400 Mill. € bis 2032 schaffen in Salzburg eine zusätzliche Bruttowertschöpfung mehr als 150 Mill. €.

Hinweis
Die Salzburger Festspiele 2025 finden von 18. Juli bis 31. August statt und bieten in 45 Tagen rund 174 Opern-, Schauspiel- und Konzertaufführungen an 16 Spielstätten sowie 37 Vorstellungen im Jugendprogramm „jung & jede*r“ mit etwa 222.500 verfügbaren Karten. Das Gesamtbudget 2025 beträgt 75,18 Mill. €.  Der Eigenfinanzierungsgrad liegt bei über 70%.

Zu den Höhepunkten der Oper zählt Peter Sellars’ Inszenierung von Gustav Mahlers „Der Abschied“, während das Schauspiel mit Karl Kraus’ „Die ­letzten Tage der Menschheit“ beeindruckt. Im Konzertprogramm wird der 100. Geburtstag von Pierre Boulez mit der Reihe „À Pierre“ gefeiert. Den feierlichen Auftakt bildet Georg Friedrich Händels barocke Oper „Giulio Cesare in Egitto“.


Die Karten sind in der Preisspanne von 5 € bis 475 € erhältlich. Rund die Hälfte aller Karten sind im unteren Viertel des gesamten Preissegments ­zwischen 5 € und 115 € angesiedel

www.salzburgerfestspiele.at