Festspielpräsidentin mit Markenkompetenz und Feingefühl
Kristina Hammer ist die zweite Frau, die an der Spitze der Salzburger Festspiele steht. Im Interview mit der „Salzburger Wirtschaft“ spricht sie über ihre Rolle als Ermöglicherin, ihren Zugang im Sponsoring und die Zukunft der Premium-Marke Salzburger Festspiele.
Lesedauer: 3 Minuten
Wie definieren Sie Ihre Rolle an der Spitze der Salzburger Festspiele?
Ich verstehe meine Rolle als die der Gastgeberin und Ermöglicherin – als Anlaufstelle für Anliegen aller Art, sowohl für unsere rund 250 ganzjährig Beschäftigten als auch für die ca. 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Sommermonate. Darüber hinaus darf ich die Salzburger Festspiele nach außen repräsentieren und beschäftige mich mit der Stärkung und Strahlkraft dieser einzigartigen Marke, mit der internationalen Positionierung, der Erweiterung der breiten Basis unseres Publikums sowie mit unseren rund 6.600 Freunden und Förderern in den nationalen und internationalen Freundesvereinen. Dazu kommen klassische Managementaufgaben wie Sponsoring, Marketing, Vertrieb und PR.
Was sind Ihre Aufgaben als Ermöglicherin?
Oberstes Ziel ist es, die hohe Qualität in allen Bereichen zu sichern – dies gilt für das vom Intendanten zu verantwortende Programm ebenso wie in der Kommunikation und im wirtschaftlichen Fundament. Im Zentrum steht dabei, die großen gesellschaftspolitischen und sozioökonomischen Themen zu antizipieren und die Festspiele für das nächste Jahrhundert gut aufzustellen. Ein wesentliches Anliegen ist es mir, das Publikum zu erweitern – nicht nur zu verjüngen, sondern auch neue Zielgruppen zu gewinnen, indem wir ihnen den Zugang erleichtern. Das bedeutet für mich auch, unsere Inhalte dort verfügbar zu machen, wo die jeweilige Zielgruppe kommuniziert – sei es über Social Media, Podcasts, unsere Website oder über klassische Medien wie Programmhefte und Zeitungen.
Was braucht die Premiummarke „Salzburger Festspiele“, um auch künftig attraktiv zu bleiben?
Gesellschaftliche Verantwortung, Mut zum Experiment – und das klare Bekenntnis zu Vielfalt. Wir stehen für exemplarische Mozart-Aufführungen, aber auch für zeitgenössische Musik und relevante Themen wie Macht, Liebe oder Tod. Damit folgen wir dem Gründungsgedanken: Künstler aus aller Welt – unabhängig von Herkunft oder Identität – in Salzburg zu versammeln und ein vielfältiges Publikum anzusprechen. Diese Friedensbotschaft ist tief in unserer DNA verankert – und heute aktueller denn je.
Ihnen ist es gelungen, mit Würth einen sechsten Hauptsponsor zu gewinnen und mit Hans-Peter Wild einen Mäzen, der 12 Mill. € für das geplante Festspielzentrum spendet. Was braucht es, um Persönlichkeiten dieser Größenordnung für die Festspiele zu gewinnen?
Es braucht vor allem Vertrauen, Fingerspitzengefühl und einen individuellen Zugang. Wir versuchen zu verstehen, was Persönlichkeiten wie Hans-Peter Wild oder ein Unternehmen wie Würth bewegt – und entwickeln daraus ein maßgeschneidertes Angebot. Dabei helfen wirtschaftliches Denken und ein Gespür für die Werte unserer Partner.
Sie nennen Sponsoren liebevoll Partner. Warum?
Weil es um langfristige, inhaltlich getragene Beziehungen geht. Diese entstehen nicht auf Knopfdruck, sondern durch gegenseitiges Vertrauen.
Wann ist eine Partnerschaft für Sie ideal?
Wenn sie über das reine Sponsoring hinausgeht und gemeinsam Projekte daraus entwickelt werden. Die Siemens Festspielnächte haben etwa schon über eine Million Menschen kostenlos erreicht. Mit BWT konnten wir die Festspiele plastikflaschenfrei machen, Audi unterstützt mit einer vollelektrischen Flotte unsere Mobilität. Die Kühne-Stiftung fördert Nachwuchssängerinnen und -sänger im Young Singers Project, mit der Würth Gruppe haben wir das Jugendprogramm weiterentwickelt, Rolex engagiert sich in Form eines hochkarätigen Dirigenten-Wettbewerbs. Solche Partnerschaften stärken die Zukunftsfähigkeit der Festspiele enorm.
Inwiefern hilft Ihnen Ihre langjährige Berufserfahrung?
Ich kenne das Thema Sponsoring aus unterschiedlichen Perspektiven: Ich war auf Unternehmensseite für Sponsoring verantwortlich, habe mit meiner eigenen Firma in dieser Thematik beraten und auch an der Universität St. Gallen vermitteln dürfen. Sponsoring ist ein spannendes Instrument, wenn es auf gemeinsamen Werten basiert und für beide Seiten sinnvoll gestaltet ist.
Welche Kompetenzen sind neben Fachwissen wichtig?
Ich habe in vielen unterschiedlichen Ländern gelebt und dadurch ein feines Gespür für kulturelle Unterschiede entwickelt. Das hilft mir, internationale Gäste und Sponsoring-Partner professionell zu betreuen und ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Menschen aus über 80 Nationen willkommen und wertgeschätzt fühlen.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Impulsgeberin im Spannungsfeld zwischen kulturellem Erbe und internationaler Resonanz?
Das ist einer der schönsten Aspekte meiner Aufgabe. Einerseits veranstalten wir für unsere 6.600 Förderer und Freunde weltweit Programmpräsentationen. Gleichzeitig ist mir die regionale Verankerung der Festspiele sehr wichtig: Das „Fest zur Festspieleröffnung“ mit 79 Programmpunkten und 12.000 kostenfreien Zählkarten sowie unser Jugendprogramm sind ein starkes Zeichen der lokalen Verbundenheit.
Sie sind derzeit täglich im Einsatz. Wo tanken Sie Energie?
In der Natur beim Sport und jeden Abend in den Vorstellungen– dort schöpfe ich Kraft.