Zum Inhalt springen
WKS/wildbild
© WKS/wildbild

Optimismus kehrt zaghaft zurück

Die Konjunkturumfrage der WKS zeigt, dass die Wirtschaft in Salzburg nach wie vor in der Stagnation feststeckt, allerdings dürfte sich die Stimmung etwas aufhellen.

Lesedauer: 6 Minuten

Aktualisiert am 28.05.2025

WIFO und IHS haben in ihrer Frühjahrsprognose ein schonungsloses Bild vom Zustand der heimischen Wirtschaft, die nach wie vor nicht in Schwung kommt, gezeichnet. Auch wenn die jüngste WIFO-Schnellschätzung von einem leichten Wachstum im ersten Quartal 2025 ausgeht, dürfte die österreichische Wirtschaft vor dem dritten Rezessionsjahr in Folge stehen. Die Wirtschaft sollte heuer um -0,3% (WIFO) bzw. -0,2% (IHS) schrumpfen. Österreich ist Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum in Europa. Alle wichtige Wachstumstreiber schwächeln:

  • Die Bruttoanlageninvestitionen sinken, weil die Betriebe eher abwarten als zu investieren. Nur Ersatz- statt Neuinvestitionen werden getätigt. Zudem soll die Lohnquote von 62% im Jahr 2022 auf 70% im Jahr 2025 geradezu explodieren. Das schmälert die Gewinne der Betriebe und hemmt die Investitionstätigkeit. 
  • Der Warenexport schwächelt weiter (-5,9%), weil Österreich aufgrund der hohen Arbeits- und Energiekosten massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren hat.
  • Der private Konsum stagniert, obwohl die Reallöhne gestiegen sind. Dafür befindet sich die Sparquote, die üblicherweise bei 7% bis 8% liegt, auf einem Rekordhoch von 11,7%.

„Die Menschen sind immer noch sehr vorsichtig, weil noch sehr viel Unsicherheit im System steckt. Aus Angst entsteht aber kein Aufschwung. Sie führt zu Angstsparen statt Konsumfreude. Wer sich fürchtet, investiert auch nicht, sondern geht auf Warteposition. Wir brauchen dringend wieder mehr Zuversicht und Optimismus“, betonte WKS-Präsident Peter Buchmüller bei der Präsentation der Frühjahrskonjunkturumfrage der WKS.    

Betriebe blicken etwas optimistischer in die Zukunft

Die nach wie vor angespannte Situation spiegelt auch die jüngste Konjunkturumfrage der Wirtschaftskammer Salzburg wider, an der im Zeitraum von 28. April bis 12. Mai insgesamt 949 Unternehmen teilgenommen haben.

  • Relativ stabil zeigt sich die Geschäftslage nun schon seit dem Jahr 2022. Demnach beurteilen rund die Hälfte der Befragten (48%) die Geschäftslage als zufriedenstellend, ein Drittel (33%) als gut und rund ein Fünftel (19%) als schlecht. Rückblickend sprechen allerdings 35% von einer guten Geschäftslage. Ein leicht positiver Trend zeichnet sich jedoch bei der Auftragslage ab. Da geht die negative Beurteilung der Situation von gegenwärtig 27% auf 23% zurück. Besser einordnen lässt sich die Entwicklung durch einen Blick auf die Geschäfts- und Auftragslage per Saldo. „Der fehlende Auftragsstand seit Herbst 2023 spiegelt die mangelnde Nachfrage durch ausbleibende Investitionen und den privaten Konsum wider. Die Auftragslage verbessert sich seit dem Frühjahr 2024 kontinuierlich und erreicht erstmals wieder die Nulllinie. Das bedeutet, dass die Betriebe die künftige Entwicklung etwas weniger pessimistisch einschätzen“, analysiert Christoph Fuchs, Leiter der Stabstelle Wirtschafts- und Standortpolitik in der WKS.
  • Die nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt ist an der Beurteilung des Personalstands ablesbar. Weit mehr als die Hälfte (61%) ist mit dem gegenwärtigen Personalstand zufrieden, allerdings klagt gut ein Viertel über eher zu wenig Personal. Schließlich verbuchte Salzburg dreimal in Folge die niedrigste Arbeitslosenrate in Österreich. „Für die längste Rezession in der Zweiten Republik ist die Nachfrage verhältnismäßig hoch, sodass der Arbeitsmarkt relativ stabil bleibt“, resümiert Fuchs.  Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, dann könnte der Arbeitskräftemangel schnell wieder zur Wachstumsbremse werden. Deshalb muss die Regierung jetzt schon Vorkehrungen treffen“, ergänzt WKS-Präsident Peter Buchmüller.   
WKS
© WKS

Investitionslaune verhalten, Preise bleiben gleich

Obwohl sich die Finanzierungsbedingungen mit der Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) von 3,4% (November 2024) auf 2,4% (April 2025) deutlich verbessert haben, hat sich bei der Investitionstätigkeit der Salzburger Betriebe im Vergleich zur Herbstprognose 2024 kaum etwas verändert.   

  • So geben 40% der befragten Unternehmen an, für die kommenden sechs Monate keine Investitionen zu planen. Mehr investieren wollen lediglich 9%. Der Großteil fließt in notwendige Ersatzinvestitionen (31%) und nur ein geringer Teil in Neuinvestitionen (16%) sowie Rationalisierungsinvestitionen (9%). Dadurch wird ersichtlich, dass die Fremdkapitalkosten nicht der bestimmende Faktor für die fehlende Investitionslaune sind. 
  • Die Inflation ist nach dem Teuerungsschock, der im Jänner 2023 mit 11,2% den Höhepunkt erreicht hatte, deutlich zurückgegangen, liegt aber immer noch etwas über dem Durchschnitt in der Eurozone. 57% der Befragten gehen von einer eher gleichbleibenden Entwicklung der Verkaufspreise in den kommenden sechs Monaten aus. 36% erwarten steigende Preise. Dieser Wert ist von 48% im Herbst 2024 deutlich gesunken.  
WKS
© WKS

Hohe Arbeitskosten bleiben größtes Wachstumsrisiko

Österreich verzeichnete 2024 einen der höchsten Lohnanstiege in der Eurozone. „Problematisch daran ist, dass dieses Lohnwachstum nicht durch ein entsprechendes Produktivitätsplus ausgeglichen wurde“, gibt Wirtschaftspolitiker Fuchs zu bedenken. WKS-Präsident Peter Buchmüller fordert daher Zurückhaltung bei den Lohnverhandlungen. „Es muss endlich die Benya-Formel - die auch die Produktivitätsentwicklung berücksichtigt - korrekt umgesetzt werden. Zudem muss das Beamten-Lohnpaket, das für 2026 eine Steigerung von 0,3% über der rollierenden Inflation vorsieht, aufgeschnürt werden. Dabei geht es nicht nur um Sparmaßnahmen für den Staat, sondern auch darum, Druck aus der Herbstlohnrunde herauszunehmen“, fordert Buchmüller.  Denn die stark gestiegenen Arbeitskosten lasten ohnedies schon schwer genug auf der Salzburger Wirtschaft. 71% der Befragten sehen in den hohen Arbeitskosten das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens in den nächsten sechs Monaten. Damit ist der hohe Wert vom Herbst 2024 noch einmal um zwei Prozentpunkte gestiegen. Nach wie vor große Sorgen bereiten die Energie- und Rohstoffpreise (45%, -2 Prozentpunkte), gefolgt vom Nachfragemangel (42%, -1 Prozentpunkt). Um fünf Prozentpunkte zurückgegangen ist der Risikofaktor Mangel an Arbeitskräften (27%). „Dennoch sollte man sich nicht in Sicherheit wiegen. Bei einem Comeback der Wirtschaft kann sich das schnell ändern“, warnt WKS-Präsident Buchmüller.

WKS
© WKS

Jetzt braucht es mutige Reformen

Für Buchmüller zeigt die Konjunkturumfrage ganz deutlich, wo der Schuh drückt: „Wenn mehr als 70% der Befragten die Arbeitskosten als größten Risikofaktor einschätzen, dann besteht Handlungsbedarf.“ Neben der bereits angesprochenen Lohnzurückhaltung muss auch die Senkung der Lohnnebenkosten auf dem Tapet bleiben. „Aufgrund der klammen Kassen im Staatshaushalt wird sich das nicht so schnell ausgehen, aber sie muss kommen und sie muss deutlich ausfallen, denn sonst geht unsere Wettbewerbsfähigkeit vollkommen den Bach hinunter“, warnt der WKS-Präsident.

Was die Energiepreise betrifft, hofft Buchmüller, dass die Regierung einen glaubhaften Pfad vorlegen wird, wie die Energie in Österreich mittel- und langfristig günstiger wird. „Das brauchen wir, um den Standort abzusichern. Wir werden aber auch mehr und leistbare Energie benötigen, wenn wir bei KI-Anwendungen nicht den Anschluss verlieren wollen“, gibt Buchmüller zu bedenken.  Auch der Ausbau der erneuerbaren Energieträger müsse vorangetrieben werden. Dabei brauche es Vereinfachungen und Beschleunigungen bei den Genehmigungsverfahren. Die jüngst angekündigte Senkung der Gewerbestromtarife durch die Salzburg AG sei für die Wirtschaft jedenfalls zu gering, meint der Präsident und ergänzt: „Die Salzburg AG muss weiterhin ihre Spielräume nützen, um die unter hohem Kostendruck stehenden Betriebe zu entlasten.“ Er hoffe, dass ein Großteil der Gewinne in den Ausbau der Netzinfrastruktur und in die Versorgungssicherheit im Land Salzburg investiert werde und nicht in das Stopfen von Budgetlöchern. Denn die Energieinfrastruktur sei ein entscheidender Standortfaktor.  

Die Regierung müsse nun das Zeitfenster nützen, das sich nach der Wien-Wahl aufgetan habe. In den kommenden zweieinhalb Jahren finden in Österreich voraussichtlich keine Wahlen statt, da könne man endlich wichtige Reformen angehen. Die Maßnahmen, die Finanzminister Markus Marterbauer in seiner Budgetrede kürzlich angekündigt hat, reichten nicht aus, um eine Trendwende zu schaffen. „Wir müssen vor allem das Problem der Alterung der Gesellschaft in Angriff nehmen. Das ist eine Zeitbombe. Wenn wir bei Pensionen, Pflege und Gesundheit nicht gegensteuern, haben wir künftig jährlich ein automatisches Defizit von 5 bis 6%, wie der Fiskalrat unlängst vorgerechnet hat“, sagt Buchmüller. Dazu brauche es aber auch Maßnahmen am Arbeitsmarkt, um das seit Jahren sinkende Arbeitsvolumen wieder zu steigern. Erst, wenn die Bundesregierung glaubhaft Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft gebe, werde Zuversicht und Optimismus und damit auch die Konsum- und Investitionslaune wieder zurückkehren, ist der WKS-Präsident überzeugt.      

Bilddownload (©WKS/wildbild):

Foto 1:  Leiter der Stabstelle Wirtschafts- und Standortpolitik Christoph Fuchs und WKS-Präsident Peter Buchmüller. (v.l.).