WKS/Doris Wild
© WKS/Doris Wild

SW 7: Die Benya-Formel richtig umsetzen

Ein schonungsloses Bild von Österreichs Staatshaushalt und der Situation der heimischen Wirtschaft zeichneten kürzlich die Wirtschaftsforscher von WIFO und IHS bei ihrer jüngsten Konjunkturprognose.

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 02.04.2025

Die Quintessenz: Österreich ist bei der wirtschaftlichen Entwicklung Schlusslicht in Europa und wird auch heuer nicht aus der Rezession herauskommen. Bei den privaten Haushalten ist die Krise laut den Ökonomen jedoch nicht in vollem Ausmaß angekommen, weil die Wohlstandsverluste zum einen vom Staat, zum anderen von den Unternehmen gestemmt wurden. Die Folgen sind bekannt: An einem Spar- und Konsolidierungskurs führt kein Weg mehr vorbei, und Betriebe leiden nach den historisch hohen Lohnabschlüssen im Herbst 2023 unter massiven Wettbewerbsnachteilen. Ich habe unmittelbar nach den Lohnabschlüssen 2023 an dieser Stelle bezweifelt, dass die Lohnsteigerungen den privaten Konsum ankurbeln werden, wie es die Wirtschaftsforscher vorausgesagt haben. Ich sollte leider Recht behalten. 

Aufgrund der hohen Lohnquote sind die Unternehmensgewinne stark zurückgegangen, was wiederum die Investitionstätigkeit der Betriebe stark hemmt. Kurzum, wir befinden uns in einer zum Teil hausgemachten Krise, die nicht von selbst weggehen wird, wie die Ökonomen versichern. Sie warnen sogar vor einem verlorenen Jahrzehnt, wenn der politische Stillstand, der bereits vor der Nationalratswahl begonnen hat, weitergehen sollte.

Zurückhaltung bei den Lohnverhandlungen empfehlen deshalb die Wirtschaftsforscher. Für Gewerkschaft und Arbeiterkammer kommt das aber mit Verweis auf den Erhalt der Kaufkraft nicht infrage. Ich denke, die Menschen verstehen, dass, wenn die Wirtschaft schrumpft, die Löhne nicht gleichzeitig stark steigen können. Angesichts der ernsten wirtschaftlichen Lage sollte bei den heurigen Kollektivvertragsverhandlungen die Benya-Formel endlich so umgesetzt werden, wie sie ursprünglich angedacht war. Neben der Abgeltung der rollierenden Inflation muss auch die Entwicklung der Produktivität berücksichtigt werden. Die ist leider tendenziell rückläufig und muss deshalb eingepreist werden, um Betriebe nicht weiter zu belasten. Dazu muss sich aber auch der Staat zum Auftakt der Herbstlohnrunde bei den Pensionen und den Beamtengehältern zurückhalten, denn sonst kommen wir aus dem Teufelskreis nicht heraus.