Technologien menschlich und fantasievoll entwickeln
Martin Murer ist Senior Scientist in der Abteilung Human-Computer Interaction (HCI) der Universität Salzburg, angesiedelt am Techno-Z in der Stadt Salzburg. Seine Forschungsgebiete sind künstliche Intelligenz und die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine.
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Er leitet das Forschungslabor „Studio 3“, einen Ort der Zusammenkunft, der dem Kunstschaffen in der Entwicklung von KI-Innovationen besondere Aufmerksamkeit widmet. Chris Holzer hat sich mit dem Forscher über KI in der neuen Arbeitswelt unterhalten.
Was macht das HCI?
Die Zusammenarbeit von Menschen mit Computern gibt es international als Forschungsfeld seit etwa 50 Jahren, seit 20 Jahren forschen wir auch in Salzburg am Thema. Was passiert zwischen Menschen und Maschinen? Heute hat man zur Erforschung dieser komplexen Systeme gleich mehrere wissenschaftliche Gebiete eingebunden. Wir arbeiten an Themen der Mobilität und der fertigenden Industrie. Wir schauen Menschen über die Schulter und beobachten, wie es ihnen im Umgang mit technischen Geräten geht.
Spielt Sympathie in Mensch-Maschine-Kooperationen eine Rolle?
Es gibt kein Pauschalrezept, wie optimale Gestaltungen ausschauen sollen. Wie ist der Arbeitsplatz gestaltet? Welche Rollenverteilung zwischen Mensch und Maschine gibt es? Stehen Maschinen in Hierarchien? Bestimmte Faktoren helfen, positive Muster zu gestalten, aber stets in individuellen Zusammenhängen. Transparenz in Entscheidungsprozessen hilft. Auch die Möglichkeit, Fehler zu korrigieren. Was die Menschen nicht in ein mechanisches Korsett zwingt, sondern eigenen Gestaltungsspielraum bietet, wirkt sich meist positiv aus.
Innovation: Fehlervermeidung der technischen Geräte oder Learning by doing von Mensch und Maschine?
Fehlervermeidung stand in den 1970er-Jahren am Beginn der Forschung im Zentrum. Es sollte verhindert werden, dass zum Beispiel zwei Züge ineinanderfahren. Es gibt mittlerweile etablierte Gestaltungsprozesse für Interfaces. Ein Beispiel: Ich muss die Schnittstellen so gestalten, dass ich korrigierend eingreifen kann. Wenn ich versehentlich falsche Dateien lösche, soll ich sie wiederherstellen können. Von großer Bedeutung ist die Handhabung der KI. Wir sollten nicht blind Empfehlungen der künstlichen Intelligenz folgen. Ich arbeite auch im „III.Lab“ mit den Forschungsschwerpunkten Intelligence, Interface und Innovation: Muss KI immer textbasiert mit Chatbots arbeiten? Diese Interaktion ist nicht sehr menschengerecht und auch nicht modern. Wir wollen die Technologie besser in den Alltag integrieren, zum Beispiel durch angreifbare Interfaces. Wie diese aussehen könnten, daran forschen wir.
Ihr arbeitet auch mit Kunstprojekten. Kann sich die Wirtschaft von der Kunst in punkto Innovation etwas abschauen?
Viel zu oft bleiben wir in den Entwicklungen gedanklich im Zentrum dessen, was wir ohnehin schon kennen. Spannender als künstliche Intelligenz ist künstlerische Intelligenz. KI erweckt oft den Anschein, etwas Neues zu erschaffen, dabei reproduziert sie nur immer besser. Künstler schaffen es immer wieder, sich in das Unmögliche hineinzudenken. Sie arbeiten sich in die letzten Ecken von neuen Technologien hinein. Sie probieren Absurdes und Unmögliches aus. Wir schauen diesen Leuten gerne beim Experimentieren zu und arbeiten das dann wissenschaftlich auf.
Inwieweit verändert fortschreitende KI in der Arbeit unsere Arbeitskultur?
Wir sollten aufpassen, dass Juniorpositionen nicht verschwinden. Viele Tätigkeiten von Berufseinsteigern werden jetzt schon automatisiert durch KI oder Chatbots ersetzt. Das hat zur Folge, dass der Aufbau von erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausfällt, das rächt sich in Unternehmen.