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Vladimir Vertlib erhält Buchpreis der Salzburger Wirtschaft

Bei der Eröffnung der Salzburger Buchtage wurde gestern Abend der in Salzburg lebende Autor Vladimir Vertlib mit dem diesjährigen Buchpreis der Salzburger Wirtschaft ausgezeichnet. WKS-Vizepräsident Norbert Ranftler überreichte den Preis und würdigte Vertlibs Beitrag zur literarischen Vielfalt.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 21.11.2025

„Die Salzburger Buchtage sind seit vielen Jahren ein Fixpunkt im kulturellen Leben unseres Landes – ein Ort, an dem Leserinnen und Leser auf Autorinnen, Autoren und Verleger treffen und die Welt der Bücher lebendig halten“, sagte Ranftler in seinen Grußworten. „Lesen bedeutet, sich Zeit zu nehmen, zu verstehen und neue Perspektiven zu gewinnen. Mögen die Buchtage die Menschen inspirieren und wertvolle Impulse geben“, fügte er hinzu.

Vladimir Vertlib wurde 1966 in Leningrad geboren. 1971 emigrierte die Familie nach Israel, später nach Italien, Holland und die USA, bevor sie sich 1981 in Österreich niederließ. Seit 1993 lebt Vertlib als Schriftsteller in Salzburg und Wien. Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays und zahlreiche Artikel.

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© WKS/Kolarik Laudator Werner Michler, Pia Schiemer-Zott, FG-Geschäftsführerin Buch- und Medienwirtschaft, mit dem Preisträger Vladimir Vertlib und Klaus Seufer-Wasserthal, WKS-Fachgruppenobmann Buch- und Medienwirtschaft (v. l.).

Sein Roman „Die Heimreise“ (Residenz Verlag) ist eine berührende Hommage an seine Mutter, eine kämpferische Frau mit unverwüstlichem Humor, und zugleich eine gnadenlose Satire auf die Absurditäten der sowjetischen Diktatur der 1950er-Jahre. 

Zu seinen Auszeichnungen zählen der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis und der Anton-Wildgans-Preis. 2024 wird er mit dem Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und Exil ausgezeichnet. Zu seinen bekannten Werken zählen u. a. „Lucia Binar und die russische Seele“ (Longlist Deutscher Buchpreis 2015), „Zebra im Krieg“ (2022) und „Heimreise“ (2024). In der Edition Tandem erschien 2025 der Essay-Band „Juden sind auch nicht anders“.

Entfremdung und Heimatlosigkeit

„Vertlibs Romane erzählen von Entfremdung, Migration und Heimatlosigkeit, immer wieder von der eigenen Flucht aus der stalinistischen Sowjetunion, den Irrfahrten einer jüdischen Familie und vom Antisemitismus. Vor dieser Folie zeigen sie auch, dass die besten Mittel, diese Themen zu erzählen, die ironische Wendung und die witzige Verflechtung von Biografien sind“, betonte der Germanist Werner Michler bei seiner Laudatio.

„Salzburg: Ein unbelasteter Ort“

„Ich freue mich sehr über den Buchpreis der Salzburger Wirtschaft. Die Stadt Salzburg ist für mich der einzige Ort, den ich mir aus freien Stücken ausgesucht habe“, betonte Vladimir Vertlib in seiner Dankesrede.
„Ich kam hierher, als meine Emigration längst vorbei war – als junger Erwachsener und ausschließlich aus privaten Gründen. Salzburg ist für mich persönlich – im Unterschied zu allen anderen geografischen Zwischenstationen meines Lebenswegs – ein unbelasteter Ort. Das hat etwas Tröstliches, Befreiendes; Salzburg gibt mir Kraft, hier kann ich mich gut dem Schreiben widmen. Deshalb ist es für mich stimmig, den Buchpreis der Salzburger Wirtschaft erhalten zu haben. Ich bedanke mich.“

Buchtage als Zeichen für das Lesen

„Die diesjährigen Salzburger Buchtage und die Verleihung des Buchpreises der Salzburger Wirtschaft an Vladimir Vertlib sind für mich vor allem ein starkes Zeichen für das Lesen – für das genaue, bewusste, literarische Lesen“, betonte Klaus Seufer-Wasserthal, WKS-Fachgruppenobmann der Buch- und Medienwirtschaft. „Denn gerade dieses Lesen ist die beste Garantie gegen vorschnelle Urteile und ein Fundament für unser demokratisches Zusammenleben. Ich darf hier Bernhard Flieher von den Salzburger Nachrichten zitieren: ‚Lesen wirkt als geistiges Gegenmittel gegen die Beschleunigung und Fragmentierung der Informationswelt. Lesen gefährdet die Dummheit.‘“

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© WKS/Kolarik Vladimir Vertlib liest aus seinem Roman „Die Heimreise“.

Salzburgs lebendige Lesekultur

„Die Salzburger Buchwoche macht sichtbar, wie lebendig die heimische Literaturwelt ist. Sie bringt die Menschen im Bundesland mit dem lokalen Buchhandel, Autorinnen und Autoren sowie den Verlagen zusammen. So wird bei Kindern die Freude am Lesen zusätzlich geweckt und Erwachsenen werden neue Perspektiven in der Welt der Literatur eröffnet. Besonders gratulieren möchte ich dem diesjährigen Preisträger Vladimir Vertlib. Seine feinsinnigen, humorvollen und zugleich tiefgründigen Texte bauen Brücken zwischen Kulturen und Generationen“, betonte Landesrätin Daniela Gutschi bei der Verleihung.

Buchtage als Ort der Begegnungen

Die Salzburger Buchtage zeigen, dass Bücher nach wie vor eine zentrale Rolle spielen: Über 30 Veranstaltungen, organisiert von der Fachgruppe Buch- und Medienwirtschaft in der WKS, verbinden Buchhandel, Verlage und Autoren. Besucherinnen und Besucher können die ganze Bandbreite des Kulturguts Buch erleben und mit den Autorinnen und Autoren in Austausch treten.

Kinder- und Jugendbuchausstellung

Ein besonderes Augenmerk gilt auch heuer wieder dem Lesernachwuchs: Die Kinder- und Jugendbuchausstellung findet am 20. und 21. November sowie am 24. und 25. November im WIFI Salzburg statt. Vormittags gibt es Lesungen mit ausgewählten Autorinnen und Autoren. Am Samstag, 22. November, findet zusätzlich ein Familientag im WIFI statt.

Altstadt Buchtage mit vielen Highlights

Am Freitag, 21., Samstag, 22. und Dienstag, 25. November steht die Salzburger Altstadt ganz im Zeichen des Buches. Bei Lesungen und Buchpräsentationen kann man die Menschen hinter den Büchern kennenlernen. Literaturfreunde erwartet ein abwechslungsreiches Programm mit Lesungen und Begegnungen mit Verlegern und Autoren in und um die Salzburger Altstadt.


Bilddownload:  © WKS/Kolarik
Foto 1: WKS-Vizepräsident Norbert Ranftler (li.) überreicht den Buchpreis der Salzburger Wirtschaft an den Autor Vladimir Vertlib (Mitte), im Bild mit Klaus Seufer-Wasserthal, WKS-Fachgruppenobmann Buch- und Medienwirtschaft (re.).   
Foto 2: Laudator Werner Michler, Pia Schiemer-Zott, FG-Geschäftsführerin Buch- und Medienwirtschaft, mit dem Preisträger Vladimir Vertlib und Klaus Seufer-Wasserthal, WKS-Fachgruppenobmann Buch- und Medienwirtschaft (v. l.). 
Foto 3: Vladimir Vertlib liest aus seinem Roman „Die Heimreise“.