Wintertourismus hat hervorragende Zukunft
Der Schneefall der vergangenen Tage freut die heimische Wintersportbranche. Beim gestern in Kaprun tagenden „Netzwerk Winter“ unterstrichen Spitzenvertreter des Wirtschaftssektors die volkswirtschaftliche Bedeutung der Tourismus- und Freizeitwirtschaft und beschäftigten sich auch mit künftigen Marktchancen und Trends.
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Eine verschneite Winterlandschaft ist die beste Werbung für den Wintertourismus. Denn sie weckt bei den Menschen Lust auf Aktivitäten wie Skifahren, Winterwandern oder Rodeln und bringt damit die Urlaubsbuchungen in Schwung. Und diese bewegen sich laut aktuellen Rückmeldungen der heimischen Hotellerie auf neuen Höchstwerten.
Die Lust am Winterurlaub ist allerdings nicht nur naturgetrieben, sondern wird auch durch die aktuelle Winterpotenzialstudie der Österreich Werbung (ÖW) bestätigt. Demnach planen 16,5 Millionen Menschen aus zehn europäischen Märkten, ihren Winterurlaub in Österreich zu verbringen. Und die oft geäußerte Sparneigung lässt sich hier nicht bestätigen: Nur 12% der Befragungsteilnehmer planen, ihre Ausgaben zu reduzieren. Außerdem ist für die insgesamt 10.000 Befragten aus den wichtigsten Dachmärkten Österreich mit großem Abstand die Nummer 1 beim Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Skiurlaub.
„Unsere Betriebe stehen trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen weitgehend stabil da, benötigen aber auch in den kommenden Tourismussaisonen viel Anpassungsfähigkeit, um die oft hinderlichen Rahmenbedingungen und volatilen Marktumstände bewältigen zu können“, erklärte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKÖ. Wichtig bleibt sicherlich, den Weg Richtung Nachhaltigkeit fortzusetzen: „Österreichs Wintersportregionen gehören hier zu den Vorreitern in Europa. Sie investieren laufend in Qualität, Komfort und Ressourcenschonung und zeigen damit, dass nachhaltiger Wintertourismus möglich und ein zukunftsweisender Wettbewerbsvorteil ist. Damit schaffen wir es, dass Österreich auch in Zukunft eine der attraktivsten und verantwortungsvollsten Winterdestinationen Europas bleibt.
Tourismus schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze
Christoph Bründl, Obmann des Tourismusverbandes in Kaprun, erläuterte anhand der aktuellen Studie von Prodinger Tourismusberatung zum regionalwirtschaftlichen Wert des Tourismus in der Urlaubsregion Zell am See-Kaprun die enorme Bedeutung der Tourismus- und Freizeitwirtschaft für Wertschöpfung und Beschäftigung. „40% der Einwohner arbeiten bei uns im Tourismus und von jedem Gästeeuro verbleiben 74 Cent in der Region.“ Speziell für den Sporthandel sind ausländische Gäste nicht wegzudenken. „Wir bei Sport Bründl machen 70% unseres Umsatzes mit Gästen und 30% mit Einheimischen“, sagte Bründl weiter.
Tourismusberater Richard Bauer strich heraus, dass bei der Urlaubsentscheidung die Atmosphäre in Zukunft der wesentliche Entscheidungsfaktor sein werde. „78% unserer Zielgruppe lebt in Städten. Und gerade bei jungen Menschen ist der Lifestyle rund um Skifahren und Boarden gerade richtig in. Das muss man als Region ausnutzen und die passenden Erlebnisse dazu schaffen.“ Er unterstrich, dass der Skigast generell auch sehr offen für Neues sei: „41% der Menschen, die einen Winterurlaub verbringen möchten, sind hinsichtlich des Zieles noch unentschlossen. Hier liegt ein großes Potenzial, das man erschließen kann.“
Wie sich KI auch im Tourismus sinnvoll einsetzen lässt, darüber sprach Teresa Karan von der Österreich Werbung. „Der Tourismus ist und bleibt ein klassisches People’s Business, wo der Mensch im Mittelpunkt steht. Genau deshalb sollten wir Technologien nutzen, die uns dabei unterstützen, das persönliche Service am Gast noch individueller zu gestalten. Künstliche Intelligenz ist dabei ein zentraler Schlüssel“, unterstrich Karan.
KI begleitet Reisende zunehmend entlang der gesamten Customer Journey. Bereits in der Inspirationsphase nutzt über die Hälfte KI-Tools zur Ideenfindung, Angebotsvergleiche oder Empfehlungen vor Ort. „Besonders groß ist das Potenzial in Planung und Aufenthalt, wo KI bei Checklisten, Buchungen, Navigation oder Sprachassistenz zunehmend an Relevanz gewinnt“, sagte Karan weiter. Für die Zukunftsfähigkeit der Branche ist laut der ÖW-Expertin eine strukturierte Auseinandersetzung mit KI entscheidend. Weiterbildungsangebote, Webinare und sogenannte KI-Challenges bieten hier wertvolle Unterstützung und sollten im Arbeitsalltag verankert werden.
Positive Zukunft mit Innovation und neuen Märkten
Eine positive Zukunft für die Branche skizierten auch Salzburgs Seilbahnen-Obmann Erich Egger und Wolfgang Mayrhofer, Sprecher der österreichischen Skiindustrie. „Die österreichische Wintersportwirtschaft ist eine globale Erfolgsindustrie und matcht sich mit den USA und Frankreich um die weltweite Nummer-1-Postition“, betonte Egger. Jährlich werden von den österreichischen Seilbahnen 500 Mill. € in Verbesserungsmaßnahmen bei Liften und Beschneiung investiert. Neuerschließungen gebe es aufgrund der überlangen UVP-Verfahren kaum noch. Wichtige Zukunftsmärkte seien vor allem die USA und China. „60% der Amerikaner können sich einen Winterurlaub in Österreich vorstellen. Bei dieser sehr einkommensstarken Gruppe gelten wir als besonders attraktiv“, unterstrich Egger. Erfolgversprechend sei hier vor allem die tolle Kombination aus Top-Skiangebot, Kultur und Kulinarik, worauf man vor allem in Salzburg spezialisiert sei.
Für Skiindustrie-Sprecher Mayrhofer ist Österreich ohnedies der weltweite Technologieführer bei Ski, Bindungen, Helmen, Brillen und Stöcken. „Auch in Zukunft ist es entscheidend, Innovationsführer zu bleiben. Und wir in Österreich haben dazu die Stärke und die entsprechenden Weltmarken wie Atomic, Blizzard, Fischer, Head u.v.m.“ Wie man eine Erfolgskette vom Skianfänger bis zum Skitouristen spannen kann, zeige aktuell China vor. „Hier beginnt die Skibegeisterung bei den Kleinsten auf Skiteppichen in Einkaufszentren, setzt sich fort in den tollen, neuen Skihallen und gipfelt in einem Skiurlaub in Japan oder in den Alpen. „In diesem Sinne ist auch eine Skihalle für Wien gar nicht so abwegig“, betonten die Experten. Allein in den bestehenden Skihallen Europas (von Deutschland über Holland bis Großbritannien und Finnland) erlernen jährlich 150.000 Kinder und auch Erwachsene das Skifahren.