Die Weihnachtszeit bedeutet für sie Hochbetrieb
Lebkuchen, Christbaumschmuck, Tannen, Grußkarten – bei einigen Betrieben herrscht rund um den Advent ein reges Treiben.
Lesedauer: 4 Minuten
Wenn die Tage kürzer werden und viele Menschen langsam in besinnliche Stimmung kommen, geht für andere die Arbeit erst richtig los. „Es beginnt schon mit Ende September“, erzählt Georg Rippel-Pirker. Gemeinsam mit seiner Frau Katharina führt er „Pirker Lebkuchen“ in Mariazell – wo die Unternehmens- und Backgeschichte bis in das Jahr 1846 zurückreicht. Produziert wird das ganze Jahr über. „Aber je mehr wir uns Weihnachten nähern, desto mehr Anfragen gibt es – wir gestalten für viele Unternehmen individuelle Mitarbeiterpräsente, haben Wiederverkäufer in ganz Europa.“
Entsprechend hoch sei der Personalbedarf. „Ganzjährig arbeiten rund 150 Mitarbeiter für uns, in der Hochsaison sind es etwa 185.“ Nicht zuletzt, da die Arbeit immer noch zu 75 Prozent mit der Hand passiert. „Nur bei wenigen Dingen, wie dem Ausrollen des Teigs, setzen wir auf moderne Technologien – weil das keinen Einfluss auf die Qualität hat. Im Gegenteil, die Mitarbeiter haben so mehr Zeit für anderes.“ Von der Verzierung über die Füllung bis zur finalen Abnahme. Weggeworfen wird praktisch nichts, man legt Wert auf Wiederverwertung.
Um den ganzen Prozess sichtbar zu machen, wurde die gesamte Backstube von 4.000 Quadratmetern einsichtig gemacht, wie Rippel-Pirker betont: „Die Menschen sollen ein Gespür dafür bekommen, wie viel Arbeit dahintersteckt. Vom ersten Handgriff bis zum finalen Produkt ist alles sichtbar. Nur unsere geheime Gewürzmischung produzieren wir schon vorab“, lacht der Unternehmer.
Diese sei auch die große Besonderheit des Lebkuchens – zusammen mit einem Honig-Anteil von 50 Prozent. Rippel-Pirker: „Das macht sonst niemand mehr, wir brauchen daher aber keine Konservierungsstoffe.“ 220-250 Tonnen Honig werden in Mariazell jährlich verarbeitet. Denn der Bedarf ist da – mittlerweile hat man Flagship-Stores in Wien und Salzburg, produziert jährliche Sondereditionen für Spar, hat zahlreiche weitere Partner und verkauft auch viel vor Ort und im eigenen Online-Shop. „Zum heurigen Jubiläum (25 Jahre Mariazeller Advent, Anm.) rechnen wir natürlich auch mit mehr Gästen“, so Rippel-Pirker. Auf die garantiert neue Sorten warten. „Es kommen jedes Jahr zwei oder drei hinzu – da ist meine Frau federführend. So wollen wir weiter unser traditionsreiches Produkt anbieten, aber immer am Puls der Zeit.“
Ein Teil des Stadtbilds
Viel Tradition – und das in modernem Umfeld – steckt auch hinter „Ferdinand Haller“ in der Grazer Herrengasse. Im Jahr 1683 wurde der Laden als Wachskerzengeschäft mit Lebzelterei gegründet, heute zählt er mit seinem malerischen Schaufenster zu den Weihnachtsklassikern der steirischen Landeshauptstadt. „Wenn ich für jedes Foto, das davor gemacht wird, einen Euro bekommen würde, bräuchte ich nicht mehr viel anderes zu tun“, lacht Barbara Auer, die das Geschäft mit ihrem Mann – Bäcker-Größe Martin Auer – seit 2003 führt. In Familienbesitz ist Ferdinand Haller schon seit 1977. „Meine Schwiegermutter Karin hatte immer ein gutes Händchen für schöne Dinge. Sie war es, die schrittweise begann, besonderen Christbaumschmuck auszustellen“, erzählt Barbara Auer heute.
Der Rest ist Geschichte. „Für uns ist es das Allerschönste, die Gesichter der Menschen zu sehen, wenn sie in unser Schaufenster schauen. Am nächsten Tag sehen wir dann die Abdrücke von kleinen Kinderhänden, aber auch Erwachsenen-Nasen auf der Scheibe“, so Auer. Aber natürlich finden auch viele ihren Weg in den Laden hinein. „Das Weihnachtsgeschäft ist für uns wirtschaftlich essentiell. Haben wir übers Jahr meist zwei Kolleginnen vor Ort, sind es zu Weihnachten bis zu sieben – da wird es auch hinter dem Verkaufspult oft sehr kuschelig“, erzählt die Unternehmerin.
Dabei setzt man ganzjährig auf kompetente Beratung und besondere Produkte aus europäischer Herstellung. Süßwaren oder Christbaumschmuck seien jedes Jahr aufs Neue gefragt, letzteren entwickelt man teilweise auch selbst. „Den Uhrturm etwa gibt es nur bei uns“, so Auer. Für heuer sei bereits alles angelaufen, das Schaufenster seit Oktober dekoriert. „Und die Weihnachtsbestellung geht ohnehin schon im Jänner raus“, lacht Auer.
Breites Baum-Angebot
Wo man Christbaum-Schmuck am besten hinhängt, weiß Florian Posch. Seit mehr als 30 Jahren steht der Name „Poschbaum“ über die steirischen Grenzen hinaus für Weihnachten – seit 18 Jahren führt Posch den Betrieb mit seiner Frau Ingeborg. Wann die Hochsaison losgeht? „Wir sind mittendrin“, so Posch. Rund 50 Hektar werden für den Christbaumhandel bewirtschaftet. Mit schönsten Nordmanntannen. Wobei: „Schönheit liegt im Auge des Betrachters, aber natürlich muss die Grundform des Baums passen. Man muss einfach möglichst viel im Angebot haben“, erzählt Posch. Und das hat er – nicht umsonst beliefert Poschbaum neben eigenen Verkaufsstellen auch Gärtnereien und den Großhandel. Auch in Österreichs Nachbarländern. „Es gibt europaweit zu wenig Bäume – entsprechend kaufen die Kunden unsere Produkte“, so Posch.
Grußkarten mit Mehrwert
Doch was kommt unter den perfekten Baum? Geschenke, klar – und im Idealfall noch eine herzliche Grußkarte. Marion Peternell bietet mit ihrem 2019 gegründeten Unternehmen „Seedpap“ genau das – und mehr. Begonnen habe es mit lieblosen Weihnachtskarten von Firmen. „Die haben mich wirklich geärgert. Das kostet die Unternehmen nur Geld und landet im Müll. Also habe ich mir gedacht: Das muss doch besser gehen!“ Mittlerweile produziert sie selbst Grußkarten, die in den Boden eingesetzt werden können – für Wildblumen, Kräuter und mehr. „Wenn dann im Frühling etwas daraus wächst, denkt man an den Betrieb, von dem die Karte gekommen ist.“ Die These habe sich bewahrheitet, heute noch arbeite man zu 95 Prozent mit Firmen. „Aber wir haben auch Privatkunden, verkaufen auf Adventmärkten und Co.“, erzählt Peternell.