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175 Jahre WKS: Wirtschaftskammer Salzburg feiert Geburtstag

2025 feiert die Wirtschaftskammer Salzburg ihr 175-jähriges Bestehen. Ein Anlass, die Geschichte dieser Institution nachzuzeichnen – und deutlich zu machen, wie wichtig ihr Beitrag für die Entwicklung Salzburgs war und ist.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 12.11.2025

Als sich am 30. September 1850 die damalige Salzburger Handelskammer konstituierte, konnte man kaum darauf vertrauen, dass „die Kammer“ die kommenden schwierigen Jahrzehnte überdauern würde, geschweige denn, dass sie 175 Jahre später eine der tragenden Säulen des heutigen Wirtschaftsstandortes Salzburg darstellen würde. Die Bedingungen zu ihrem Start waren alles andere als günstig. Salzburg war Anfang des 19. Jahrhunderts in den napoleonischen Kriegswirren und im Wechselspiel zwischen den bayerischen Wittelsbachern und den Habsburgern zu einem Spielball der Mächte geworden. Das geschwächte Fürsterzbistum wurde Oberösterreich zugeschlagen und von wichtigen Gebieten getrennt, die zuvor stolze Residenzstadt der Erzbischöfe wurde zur Provinzstadt degradiert. Ein hartnäckiger wirtschaftlicher Niedergang folgte. Zur Illustration der Lage: Zwischen 1831 und 1851 wurden im gesamten Bundesland Salzburg im Schnitt pro Jahr nur 13 Häuser neu errichtet. Ein Neubau etwa in der Stadt Salzburg geriet zu einer Sehenswürdigkeit für die ortsansässige Bevölkerung. Es herrschte Hunger, der Bevölkerungsrückgang war unübersehbar. 

Das Tor zur Mitgestaltung geöffnet

Doch gleichzeitig regte sich im Bürgertum ein neuer, selbstbewusster Impuls. Der Wunsch nach einer „Konstitution“ wurde laut, auch der Wunsch nach besseren wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten, nach mehr Eigenständigkeit für Salzburg und etwas später auch für die Unternehmerschaft. Man wollte Mitspracherecht und begehrte schließlich immer intensiver gegen die Allmacht des habsburgischen Neoabsolutismus auf.  

1849 wurde in Wien die erste Handelskammer in Österreich errichtet, durchaus ein Ergebnis der bürgerlichen Revolution von 1848. 1850 gelang die Gründung der ersten Kammern aufgrund eines neuen (noch provisorischen) Kammergesetzes dann in der gesamten Monarchie. Es gehört zum berechtigten Gründungsmythos der Handelskammern, dass sie zu den ersten Körperschaften zählten, in denen bereits gewählt werden durfte. In der historischen Einordnung bedeutet die Schaffung der Kammern einen wesentlicher Fortschritt in Richtung Liberalität und politischer Selbstbehauptung der Unternehmerschaft. Das Tor zur Mitgestaltung der wirtschaftspolitischen Grundlagen war jedenfalls geöffnet und wurde, abgesehen von dunklen Zeiten im 20. Jahrhundert, nicht mehr geschlossen.

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© WKS Am 12. August 1860 wurden die Kaiserin-Elisabeth-Bahn und der Hauptbahnhof in Salzburg feierlich eröffnet.

Die Provinzialisierung abschütteln

Die provisorischen Anfänge in Salzburg – Schreibarbeiten mussten in der Wohnung des damals einzigen Sekretärs erledigt werden – hielten jedoch die damaligen Gremien nicht davon ab, zügig ihre Arbeit aufzunehmen. Erste Zählungen wurden durchgeführt, denn man wusste kaum Bescheid über die Zahl von Werkstätten, ersten industriellen Anlagen und Fuhrwerken über Einkommensverhältnissen und Ähnliches. Schon damals wurde die Kammer zu Begutachtungen von beabsichtigten Regelungen aufgefordert, natürlich nur, wenn dies von der Obrigkeit gewünscht war.  Das Begutachtungsrecht selbst wurde erst 1868 eingeführt. 

Das Bestreben der Kammer war es nun, Salzburgs Wirtschaft in jene des Habsburger Reiches einzugliedern und für eine Modernisierung zu sorgen, die aus der damaligen Rückständigkeit und Randlage des Bundeslandes herausführen sollte. Erstmals wurden in dieser Zeit über die Kammer die Interessen der Wirtschaft gebündelt und erhob die Unternehmerschaft ihre Stimme deutlicher.  

Dabei zeichnete sich in den Forderungen der Kammer ein standortpolitisches Muster ab, das erstaunlicherweise bis heute Gültigkeit hat: Man mahnte immer wieder den Fortschritt in Sachen Infrastruktur (Verkehr, neue Technologien) ein. Man sah bald die Notwendigkeit, das Wissen und Können der Beschäftigten (und Unternehmer) zu stärken. Und man mischte sich zunehmend in die (heute so genannten) gesetzlichen Rahmenbedingungen ein und betrieb über die Jahre mit wachsendem Selbstbewusstsein Interessenvertretung. Erste Ansätze zu einem Service für die Unternehmerschaft, wenngleich noch nicht im heutigen Umfang, nahmen auch bereits sehr früh nach der Gründung ihren Anfang.

Lebensfrage für Salzburg

So setzte sich die Kammer mit Hartnäckigkeit für eine Bahnverbindung von Wien nach Paris über Salzburg ein – und musste Pläne, die neu zu schaffende Bahntrasse über Linz, Wels und Braunau nach München (als kürzere Strecke) zu errichten, abwehren. Durch diese Verbindung nach München sollte der Standortnachteil der Randlage Salzburgs abgemildert werden. Nach vielen Urgenzen bei den Wiener Zentralstellen erfolgten endlich die Fertigstellung und dann 1860 die Eröffnung der durchgehenden Eisenbahnstrecke Wien-Salzburg-München. 1853 etwa bezeichnete die Handelskammer die Bahnverbindung als „die wichtigste Lebensfrage für Salzburg, von deren baldiger Lösung vornehmlich die Zukunft unseres Landes abhängt“.  

Tatsächlich stellte die neue Bahnstrecke die damalige Basisinfrastruktur für die Entwicklung des Landes dar.  Denn sie eröffnete, auch im Zusammenspiel mit weiteren Schienenstrecken (z.b. die Gisela-Bahn nach Tirol, die Tauernbahn ins Gasteinertal und weitere Strecken), neue Märkte – und neue Chancen, etwa für erste Formen des Tourismus (Sommerfrische und Kurtourismus). Schon früh erkannten zudem führende Salzburger Bürgerfamilien und Unternehmer die enormen Chancen, die Salzburg als Geburtsort Mozarts mit sich brachte. Aus der Errichtung des Denkmals auf dem Mozartplatz 1842, zu der ein späterer „Kammersekretär“ eine huldigende Denkschrift verfasste, sowie aus der Gründung der Internationalen Mozart-Stiftung 1869 (Vorläuferorganisation der 1880 gegründeten Internationalen Stiftung Mozarteum) und den von ihr veranstalteten internationalen Musikfesten ab 1877 entwickelte sich eine einzigartige Alleinstellung für Salzburg. Diese mündete schließlich in die Errichtung des Mozarteums (Errichtung 1910–1914) und in die Gründung der Salzburger Festspiele (1920), womit eine zentrale Stärke des Standortes Salzburg etabliert wurde. 

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© WKS Schon früh hat sich die Handelskammer für die wirtschaftliche Aus- und Weiterbildung eingesetzt: 1885 nahm die Staats-Gewerbeschule am Rudolfskai in Salzburg ihre Arbeit auf. Die Handelskammer unterstützte aber auch Fortbildungseinrichtungen für das Gewerbe in den Bezirken.

Eine der Konstanten in der 175-jährigen Geschichte der Wirtschaftskammer Salzburg war stets die aktive Unterstützung für die Aus- und Weiterbildung. Nach Kräften unterstützte man als Kammer Gewerbe- und Handelsschulen bzw. Aktivitäten der gewerblichen Weiterbildung. 1875 kam es dank Bemühungen der Handelskammer etwa zur Errichtung der Staats-Gewerbeschule in Salzburg am Rudolfskai. Heute sind dort Institute der Universität Salzburg untergebracht.  Ohne Kammer wäre die 1907 erfolgte Gründung des aus kleinen Anfängen heraus entstandenen Gewerbeförderungsinstitutes (und seine spätere stetige Weiterentwicklung) – heute WIFI – undenkbar gewesen. Nicht umsonst nahm es 1912 in der Dependance des früheren Hotels Nelböck, im Umfeld der Kammer (heute Faberstraße 18), seine Tätigkeit auf. Aus diesen ersten Bildungsaktivitäten der Wirtschaftskammer ist schließlich ein enorm leistungsstarkes Bildungsnetzwerk für das 21. Jahrhundert entstanden.  

Zusammengefasst lässt sich feststellen: Ohne die Gründung der Handelskammer 1850 und ihre kontinuierliche Verfolgung der Mission, Salzburg von seiner damaligen Randlage ausgehend zu einem dynamischen Wirtschaftsstandort umzugestalten, gäbe es vieles nicht, was Salzburgs heutige Standortqualität ausmacht. Den Blick auf diese besondere Leistung zu werfen, ist daher Aufgabe der neuen SW-Serie „175 Jahre Wirtschaftskammer Salzburg“.