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175 Jahre WKS: Führend bei Berufs- und Bildungsinformation

Auf den beginnenden Fachkräftemangel in den 90er-Jahren antwortete die Wirtschaftskammer mit einer breit angelegten innovativen Offensive in der Berufs- und Bildungsinformation.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 10.12.2025

Schon Anfang der 90er-Jahre wurde ein zweifacher Mangel deutlich: Es fehlte in der Wirtschaft zunehmend an Lehrlingen, und es herrschte ein beginnender allgemeiner Mangel an Fachkräften, mit Schwerpunkt im technischen Bereich. Noch zeigte sich der demografische Wandel noch nicht so stark wie heute. Vielmehr verlor die duale Ausbildung inmitten eines bildungspolitischen Trends zur Akademisierung an Zustimmung und wurde mitunter sogar als Auslaufmodell abgewertet. Gleichzeitig nahm in einer expansiven, von neuen Technologien angetriebenen Phase der Wirtschaft die Nachfrage an (technischen) Fachkräften stark zu, die aber der Arbeitsmarkt und das Bildungssystem nicht hergaben. Darauf reagierte die österreichische Bildungspolitik anfänglich nur schleppend. 

Es lag damit einmal mehr bei den Wirtschaftskammern, die Dinge in die Hand zu nehmen. Die WKS reagierte in dieser Phase zweifach: Sie startete als eine der ersten Kammern intensive und jahrelange Kampagnen zur Imagestärkung der Lehre. Der nach wie vor bekannte Slogan „Karriere mit Lehre“ setzte sich Anfang der 90er-Jahre, von Salzburg ausgehend, bundesweit durch. Dem folgten im Verlauf der Jahre bis heute zahlreiche Kampagnen der WKS und Claims wie „Technik rockt“, „Lehre: Sehr g’scheit!“ und zuletzt, im Schulterschluss mit dem Land Salzburg, „Lehre kennt kein Limit“. Die zweite Strategie bestand darin, mit einer breit angelegten Offensive der Berufs- und Bildungsinformation für Aufklärung über die neue Fülle an Berufschancen (mit Schwerpunkt in der Lehre) zu sorgen. 

BIM erschließt die Welt der Berufe

Die WKS beschritt dabei völlig neue Wege. Ausgehend von Veranstaltungen in WIFI und Kongresshaus wie etwa „Lehrlinge informieren Schüler“ entwickelten Dr. Peter Kranzlmayr, damals Leiter der Lehrlingsstelle der WKS, und sein Team das Konzept einer großen Publikumsmesse für Eltern und Jugendliche – die „BerufsInformationsmesse“, kurz „BIM“. Die BIM, 1991 erstmals veranstaltet, dokumentiert einen frühen Paradigmenwechsel im Verhältnis von Unternehmen und Lehrstellensuchenden. Denn erstmals präsentierten sich ganze Branchen und dann später Unternehmen den Jugendlichen und ihren Eltern und warben um Lehrlinge und damit um spätere Fachkräfte. Zahlreiche Jahrgänge an Jugendlichen nutzten seit dem Start 1991 die stetig größer werdende BIM, um sich jeweils im November des Jahres über Berufswege zu informieren und danach ihre Ausbildungsentscheidungen zu treffen. Heute ist die BIM, der sich zusätzliche Mitveranstalter wie das Land Salzburg, das AMS und bayerische Partner angeschlossen haben, mit 35.000 Besucherinnen und Besuchern die größte Publikumsmesse in Salzburg und alljährlich das zentrale Ereignis der Bildungs- und Berufsberatung in Salzburg und im benachbarten Bayern.

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© WKS BIM 1991: Eine der später größten Publikumsmessen Salzburgs und eine wichtige Informationsschiene für Berufe und Bildung startet!

BIC als Nukleus für mehr

Doch sollten die Jugendlichen nicht nur einmal im Jahr, sondern ständig die Möglichkeit haben, sich über Berufe zu informieren. 1992 wurde daher die AHA! Bildungsberatung im „Informationszentrum der Wirtschaft (IZW)“ im alten Kammergebäude in der Faberstraße 18 etabliert. Diese Einrichtung entwickelte sich schon bald zum größten Berufsinformationsservice Salzburgs. Im Zentrum stand der BIC, der Berufsinformations-Computer: Den Schulklassen standen zahlreiche Terminals mit Zugriff auf eine jeweils aktualisierte Datenbank über sämtliche Berufsausbildungen zur Verfügung. 

Die AHA! Bildungsberatung sollte zum Nukleus für eine der innovativsten Gründungen der WKS werden, den Talente-Check. Diese Einrichtung entstand vor dem Hintergrund einer neuen „Standort-Partnerschaft“ mit dem Land Salzburg, die sich auch durch eine engere Zusammenarbeit bei der Bewältigung der späteren Krisen (Finanzkrise 2008) festigte. Man zog in den konjunkturellen Turbulenzen dieser Jahre mit gemeinsam geschnürten Investitionsprogrammen an einem Strang, investierte in die Erweiterung von Bildungseinrichtungen wie FH, WIFI und Tourismusschulen und startete wichtige Bildungsinitiativen wie 2014 die kostenlose Meisterprüfung („Meister-Scheck“) oder 2017 die „Informatik-HTL“ im Pongau. Dies geschah vor dem Hintergrund eines pragmatischen Konsenses über Standort- und Arbeitsmarktpolitik, auch mit dem Sozialpartner Arbeiterkammer. 

Gleichzeitig etablierte sich die WKS mit ihren Bildungseinrichtungen wie WIFI, Tourismusschulen, FH und anderen zum Bildungspartner Nummer eins der Wirtschaft und als „die Bildungskammer“ schlechthin unter den Landeskammern. Immerhin nutzen jährlich über 100.000 Teilnehmer die verschiedenen Ausbildungsschienen und Berufs-Info-Einrichtungen der Wirtschaftskammer. Pro Jahr werden über 15.000 Bildungsabschlüsse ermöglicht. Über 4.000 Vortragende und Lehrende sind im Bildungsnetzwerk der WKS tätig. Damit ist die WKS einer der größten Bildungsanbieter Salzburgs.

Eine Benchmark für Österreich

Hier sticht besonders der 2015 von Land und WKS eröffnete Talente-Check ins Auge, eine österreichische Benchmark in Sachen Berufs- und Bildungsorientierung. Ausgehend von einem früheren Vorschlag, eine umfassende Berufsorientierung für die 7. und 8. Schulstufe zu etablieren, und der Pionierarbeit in der AHA! Bildungsberatung folgend, entwickelte die WKS – unter unter Federführung von WKS-Bildungsexpertin Gabriele Tischler und WKS-Direktor Manfred Pammer – die Idee des Talente-Checks. Das Ziel: Alle Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Schulstufe sollten in Salzburg den Talente-Check absolvieren, um besser über ihre individuellen Fähigkeiten Bescheid zu wissen – um danach die bessere Schul- oder Berufswahl zu treffen! In technisch ausgefeilten und nach bildungspsychologischen Grundsätzen gestalteten Teststrecken können sich seitdem die Jugendlichen erproben und ihre Fähigkeiten entdecken. Neu war auch, dass die Jugendlichen und deren Eltern mit den Ergebnissen nicht allein gelassen werden. Nach den Testauswertungen gibt es ausführliche Beratungsgespräche, die von rund 85% aller Jugendlichen/Eltern genutzt werden. 

Drei Mill. € investierte die WKS in Österreichs modernsten Check für Bildung und Berufswege, der zu einer von vielen in- und ausländischen Delegationen besuchten Location (im Bauteil C des WIFI) wurde. Finanziell mitgetragen vom Land und organisatorisch unterstützt von der Bildungsdirektion Salzburg, erwies sich das neue Test-Center als Erfolgsprojekt. Schon nach dem ersten „Schuljahr“ 2015/2016 nutzen 82% der Schüler der 7. und 8. Schulstufe die Test-Einrichtung. Mittlerweile erreicht der Talente-Check, der zum Vorbild für ähnliche Einrichtungen in Österreich wurde, eine Zielgruppenabdeckung und eine Beratungsquote von jeweils 86%. Mit dem „Karriere-Check“ gibt es seit Februar 2020 eine Erweiterung für (AHS-)Maturanten. Schüler und Eltern benoten Technik, Service und Beratung im Talente-Check stets mit Einser-Noten. 2026 wird der nächste innovative Schritt gesetzt. Eine Berufserlebniswelt auf Basis von neuesten Technologien wird den 12- bis 13-Jährigen spannende Ein­blicke in die Berufswelt verschaffen.