175 Jahre WKS: Krisenhelfer, Ermöglicher und Unterstützer
Die Geschichte der Wirtschaftskammer Salzburg ist eine Geschichte des stetig ausgebauten Supports für ihre Mitglieder. „Service“ ist Teil ihres Selbstverständnisses. Nie war das wichtiger als in Zeiten der Krise.
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Anfang 2020 war die Welt noch halbwegs in Ordnung. Über die Jahre hinweg hatte Salzburgs Wirtschaft ja einiges an Herausforderungen zu bewältigen. Etwa nach der Finanzkrise 2008, die das Bundesland 2009 in eine kurze, aber tiefe Rezession schleuderte. Oder Mitte der 10er-Jahre des 21. Jahrhunderts, als die Erdbebenwellen der Staatsfinanzkrisen die Konjunktur abwürgten. Beide Male reagierten Land und WKS mit gemeinsam geschnürten Investitionspaketen („Salzburg-Anleihe“ 2009, „Investitionszuwachsprämie“ 2015). In enger Kooperation wurden in dieser Zeit wesentliche Großinvestitionen verwirklicht wie die Modernisierung des Messezentrums, die Erweiterung der Fachhochschule und andere wichtige Projekte.
Doch was nun kam, war so überraschend wie tiefgreifend: Erstmals seit der Spanischen Grippe Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Welt des noch jungen 21. Jahrhunderts binnen weniger Wochen von einer gefährlichen Pandemie heimgesucht. Vier Lockdowns bis 2023 und die weltweiten Maßnahmen zur Infektionseindämmung führten schlagartig zu einer nationalen und globalen Wirtschaftskrise. Geschlossene Betriebe, Verkehrsbeschränkungen, Pendlerregelungen, Reisewarnungen, ein Tourismus am Nullpunkt, Separierung von Infizierten und zahllose Krankenstände kippten Österreichs Wirtschaft 2020 in die tiefste Rezession seit 1945 mit einem Minus von 6,3% (Salzburg -5,4%). Nahezu alle Branchen waren betroffen. Langjährige Lieferketten wurden unterbrochen, Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten behinderten die ohnedies eingeschränkte Leistungserbringung zusätzlich. Eine Massenarbeitslosigkeit drohte.
Die damalige Regierungskoalition aus ÖVP und Grünen steuerte zügig massiv dagegen, es galt der Spruch: „Koste es, was es wolle“. Inklusive der Summen für die Garantien setzte der Staat 2020 und 2021 allein in Salzburg über 1,8 Mrd. € für diverse Hilfsmaßnahmen zur Abwendung großflächiger Unternehmenszusammenbrüche ein. Für ganz Österreich summierten sich die Kosten für Corona-Hilfsmaßnahmen in diesen Jahren bis 2024 auf 46,4 Mrd. €. Allein für den Härtefall-Fonds für Kleinstbetriebe und EPU wurden 2020 und 2021 in Salzburg rund 169 Mill. € ausbezahlt. Dazu kamen noch einmal um die 800 Mill. € an Kurzarbeitsgeldern für Salzburger Betriebe. Die massiven Staatshilfen werden heute vielfach kritisiert. Doch man darf nicht vergessen: Ohne diese Hilfsgelder wäre es zu einem breitflächigen Zusammenbruch der gesamten Volkswirtschaft gekommen!
WKS half bei Krisenbewältigung
In dieser Phase bewährte sich jedenfalls der über Jahrzehnte eingespielte Service-Sektor der WKS (und aller anderen Wirtschaftskammern!) wie noch nie. Man konnte dabei auf einer jahrzehntelangen Erfahrung aufbauen. „Service“ für die Mitglieder gab es in eingeschränkter Form schon bald nach der Gründung der Kammern. Mit dem Kammergesetz 1946 wurden die Grundlagen für eine einheitliche Kammer für alle gewerblich Wirtschaftstreibenden geschaffen – und damit auch eine stabile Basis für den Ausbau der Service-Leistungen.
Für die Wirtschaftskammer Salzburg galt besonders ab Anfang der 90er-Jahre eine strategische Dreiteilung ihrer Aktivitäten: Grundlegende Aufgabe war und ist die Interessenvertretung und die Standortpolitik, neben die gleichberechtigt das Mitglieder-Service und der in Salzburg besonders ausgeprägte Bildungsauftrag gerückt wurden. Analog der enormen wirtschaftlichen Expansion der vergangenen Jahrzehnte entwickelte sich auch der Service-Sektor der WKS. Zwar liegt der Schwerpunkt der Service-Tätigkeit nach wie vor in den Bereichen Arbeits- und Sozialrecht sowie Steuerrecht und allgemeinen Rechtsauskünften (2024: 23.000 Beratungen), doch kamen neue Beratungsnotwendigkeiten hinzu. Etwa das 1998 neu positionierte und seitdem stark genutzte Gründerservice. Oder das 1992 in einer Vorform etablierte, heutige umwelt service salzburg. Ebenso sind das 1983 eingeführte Innovationsreferat, aus der sich die heutige bei der Innovation Salzburg angesiedelte Innovationsberatung entwickelte, und der im Zuge des Exportwachstums ausgebaute Service in allen Fragen des Außenhandels zu nennen. Sie alle wurden im Jahr 2024 tausende Male von den Mitgliedern in Anspruch genommen. So wurde die Wirtschaftskammer auch mit ihren Bezirksstellen, neben den Steuerberatern, zur wichtigsten Beratungseinheit für die Unternehmen.
Vom Corona-Tief zur Energiekrise
Nie waren diese und andere Leistungen wichtiger als in den Krisenjahren seit 2020. Sie halfen mit, die tiefgreifende Corona-Krise in der Wirtschaft zu bewältigen:
- Allein für die Abwicklung des Härtefallfonds wurde ein 50-köpfiges Team abgestellt, wobei es enorme bürokratische Hindernisse zu bewältigen galt. In zwei Jahren wurden mit hohem Einsatz über 154.000 Anträge bearbeitet.
- Ebenso intensiv waren die Expertinnen und Experten der WKS in die Kurzarbeitsabwicklung einbezogen. Noch 2021 befanden sich in Salzburg rund 5.600 Betriebe mit fast 50.000 Mitarbeitern in Kurzarbeit.
- Allein im Jahr 2020 wurden in allen Fachabteilungen, Sparten und Bezirksstellen Huntertausende Telefonate geführt, 70.000 Mal vertiefend beraten und 10.000 Mal in Fragen der Kurzarbeit mit Rat und Tat geholfen.
- Die Informationsarbeit wurde vervielfacht: Hunderte Webinare, tausende Newsletter und Hundertausende Zugriffe auf Wko.at über den jeweils neuesten Stand in Bezug auf Corona-Verordnungen und Hilfsprogrammen sorgten für Überblick und Information, deren Qualität auch in benachbarten Ländern geschätzt wurde, etwa in Fragen der Reise- und Exportbeschränkungen.
- Mit besonderem Nachdruck setzte sich die WKS für das betriebliche Testen und in der Folge 2021 für betriebliche Impfprogramme ein. Dank der Expertise der WKS war Salzburg das erste Bundesland, das einen derartigen Service anbieten konnte.
Doch kaum war die Corona-Rezession halbwegs überwunden, sorgte der Angriff Russlands auf die Ukraine für den nächsten Schock. Österreichs Wirtschaft wurde als Konsequenz des Ukraine-Krieges von einer Energie- und Preiskrise heimgesucht, wie es sie zuvor noch nie gegeben hatte, was zeitweise zu Inflationsraten von über 11% führte. In dieser schwierigen Situation kam es gegen Ende 2022 erneut zu einem Schulterschluss in Salzburg. Durch gemeinsame Bemühungen der Landespolitik, der WKS und der Salzburg AG wurde für die Gewerbekunden in Salzburg ein bundesweit beachtetes Rabattmodell geschaffen, das die Strompreiserhöhungen für 80% der Salzburger Klein- und Mittelbetriebe abfederte.
Die Corona-Krise 2020 ist bewältigt, die Ukraine-Krise und ihre Folgen sind es noch lange nicht. Doch rücken nun strukturelle Schwächen des Standortes in den Vordergrund, die zu einer Erosion der Wettbewerbsfähigkeit geführt haben. Gleichzeitig bauen sich neue geostrategische und handelspolitische Problemlagen auf, deren Auswirkungen jedoch kaum positiv sein dürften. Im 175. Jahr ihrer Geschichte ist die Wirtschaftskammer – angesichts der herrschenden Mehrfachkrise – als demokratische Institution wichtiger denn je: als Anker der Stabilität und der Kompetenz, mit der Verpflichtung, der Wirtschaft und dem Fortschritt zu dienen, gerade dann, wenn die Zeiten herausfordernd sind!