Bauwirtschaft kämpft mit Herausforderungen
Die schwächelnde Konjunktur stellt Bauindustrie und Baugewerbe in Salzburg vor Probleme. Laut Baugewerbe-Innungsmeister Peter Dertnig ist aber, wie er am „Salzburger Baugipfel“ ausführte, auch Licht am Ende des Tunnels erkennbar.
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Die Vorschau für 2025 prognostiziert für Salzburg einen Rückgang des gesamten Bauvolumens von 8,8%, wobei mit einem erwarteten Minus von 11,9% der Tiefbau am stärksten betroffen
ist; dieser zeichnete bis dato immer hauptverantwortlich für die relativ positiven Gesamtzahlen. Dem Hochbau werden 6,5% Rückgang vorhergesagt, den vorbereitenden
Bauarbeiten 7,5%. „Verantwortlich für die unerfreuliche Vorschau im Tiefbau sind einerseits große, abgeschlossene Infrastrukturprojekte, andererseits wirken sich gerade in diesem Bereich die für 2026 vorgesehenen massiven Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand spürbar aus“, erklärte Dertnig beim traditionellen Baugipfel von Baugewerbe und Bauindustrie, der gestern, Dienstag, 16. Dezember, an der BAUAkademie Salzburg stattfand. Ebenfalls zu spüren bekommen haben Bauindustrie und Baugewerbe in Salzburg die heuer stark schwächelnde Industrie im angrenzenden Oberösterreich.
Gestiegene Zahl an Baubewilligungen
Laut Dertnig gibt es trotz aller Herausforderungen doch ein Licht am Ende des Tunnels. Denn bei den Zahlen nicht berücksichtigt sind starke, stabile Branchen wie der Tourismus und die Seilbahnunternehmen im Bundesland. „Im Pinzgau und im Pongau investiert der Tourismus traditionell viel, davon profitieren die umliegenden Firmen und Betriebe“, sagte der Innungsmeister. Das erste Mal seit langem gestiegen ist die Zahl der Baubewilligungen, die sich leicht erhöht hat. Interessant ist, dass sich die Kräfteverhältnisse zwischen den gewerblichen und den gemeinnützigen Bauträgern mittlerweile umgekehrt haben. „2022 hatten beide Gruppierungen noch in etwa 300 Millionen Euro Umsatz, mit leichten Vorteilen für die gewerblichen Bauträger. Nun liegen die Gemeinnützigen bei 370 Millionen und die Gewerblichen bei 160 Millionen Euro“, rechnete Dertnig, der Kredite von Grundstücksreserven dafür verantwortlich macht, vor.
Weniger Bürokratie und Staatsausgaben
WKS-Vizepräsident Manfred Rosenstatter ging auf die schwächelnde Konjunktur in der gesamten Salzburger Wirtschaft ein. Laut jüngster Konjunkturprognose der WKS beurteilen 33% der Unternehmen die Geschäftslage aktuell mit „gut“, 51% mit „zufriedenstellend“ und 16% mit „schlecht“. Für die künftige Entwicklung sind allerdings bereits 25% der Befragten pessimistisch, 52% gehen von einer normalen Auftragslage aus und nur mehr 23% rechnen mit einer positiven Situation. Vergleicht man die aktuelle Lage mit jener vor der Covid-Pandemie, so zeigt sich, dass die Zahl der Unternehmen mit guter Geschäftslage zwischen 2019 und 2025 von knapp 50% auf 33% gesunken ist. Rosenstatter machte für diese Entwicklung vor allem die stark gestiegenen Löhne, die hohen Staatsausgaben sowie das Überhandnehmen von Bürokratie verantwortlich. „Wir müssen wieder zurück zu mehr Ausgabendisziplin und einer Fokussierung des Staates auf seine Kernkompetenzen. Unnötige Bürokratie muss dabei unbedingt vermieden werden.“ Als positive Faktoren nannte er eine gute Bildungspolitik sowie eine passable Forschungsquote. Insgesamt müsse Österreich aber wieder konkurrenzfähiger und fitter werden.
Gute Kooperation bei Wohnbauförderung
Wohnbaulandesrat Martin Zauner betonte die gute Zusammenarbeit mit der WKS bei der Neuaufstellung der Wohnbauförderung. „Die neue Wohnbauförderung funktioniert gut, die Genehmigungen sind wieder im Steigen und für heuer konnten auch 20 Millionen Euro mehr an Mitteln freigemacht werden“, freute sich Zauner. Auch er plädierte für eine schlankere Bürokratie, die u. a. durch das Nicht-Nachbesetzen von Dienstposten erreicht werden könne. Zurückgefahren müssten in den kommenden Jahren die einst hohe Sanierungsförderung des Landes sowie die Aktivitäten im Tiefbau. „Hier haben wir in der Vergangenheit sehr viel gemacht und können daher jetzt einige Zeit den Gürtel enger schnallen“, so Zauner.
Auch in den Gemeinden herrsche derzeit Spardruck, betonte Gemeindeverbands-Präsident Bgm. Manfred Sampl. Das biete seiner Meinung nach aber die Chance, die Organisation sowie Abläufe zu verbessern. Das gelte sowohl für die Gemeinde-, als auch im Großen für die Bundesebene. Die Strukturen der 119 Salzburger Gemeinden sollten aber in jedem Fall erhalten bleiben. „Sie sorgen für Bürgernähe und eine optimale Kommunikation auch mit der Wirtschaft“, betonte Sampl.
Appelle an die Politik
Dertnig und andere Verantwortliche der Salzburger Bauwirtschaft kennen die Herausforderungen der Branche natürlich längst. Und sie nehmen vor allem politische Entscheidungsträger in die Pflicht, um erfolgreich entgegenzuwirken. Er appellierte daher, für die Wohnbauförderung auch weiter genügend Mittel bereitzustellen. Außerdem müssen die Vorlaufzeiten für Bauprojekte in Salzburg, die aktuell rund drei Jahre betragen, beschleunigt werden. Umweltauflagen und die Stellungnahmen der NGOs gehören stärker hinterfragt. Trotz der Aufhebung der KIM-Verordnung ist dieser erwartete Impuls aber nicht in dem Ausmaß spürbar wie erhofft, weil die Banken sich immer noch stark an der KIM-Verordnung orientieren
und in der Praxis die Kreditvergabe nicht gelockert wurde. Hier müsse ebenfalls rasch ein Umdenken stattfinden.
Bilddownload: © WKS/Veigl
Foto 1: Beim Baugipfel 2025 (v. l.): Bgm. Manfred Sampl (Präsident Salzburger Gemeindeverband), Wohnbau-Landesrat Mag. Martin Zauner, Mag. Karl Scheliessnig (Geschäftsführer Landesinnung Bau), BM Ing Peter Dertnig (Innungsmeister Landesinnung Bau), Mag. Anita Wautischer (Spartengeschäftsführerin Sparte Industrie der WKS), KommR Manfred Rostenstatter (WKS-Vizepräsident), Dr. Gerd Raspotnig (WKS-Direktor-Stv.).