Flugtaxis scharren in den Startlöchern
Die FlyNow Aviation GmbH tüftelt seit Jahren an Elektrohubschraubern, die in urbanen Gebieten Güter und Personen transportieren sollen – und das ohne Piloten. CEO Jürgen Greil ist zuversichtlich, dass der Jungfernflug Ende 2027 stattfinden kann.
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Jürgen Greil hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. "Unsere Mission ist es, die urbane Luftmobilität zu revolutionieren, so wie es das Model T von Henry Ford Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Pkw getan hat“, sagt der Unternehmer.
Vom Fliegen war der gebürtige Innviertler bereits als Kind fasziniert. "Mit 19 habe ich mit dem Drachenfliegen begonnen und etwas später auch in das Paragleiten und in das Segelfliegen hineingeschnuppert. Dann habe ich den Piloten- und den Hubschrauberschein gemacht“, erinnert sich Greil. Während der Ausbildung sei ihm aber klar geworden, dass er als Ingenieur und nicht als Pilot arbeiten möchte.
Der gelernte Maschinenbauer ist zunächst einige Jahre für das Raumfahrtunternehmen Austrian Aerospace tätig und landet dann in der Automobilindustrie. Dort ist Greil vor allem in der Forschung und Entwicklung tätig, er beschäftigt sich etwa mit batterieelektrischen Antrieben oder Brennstoffzellenfahrzeugen. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in China kehrt er 2018 nach Österreich zurück und gründet ein Jahr später mit drei Mitstreitern die FlyNow Aviation GmbH.
Einfach und leistbar
Das Unternehmen entwickelt und produziert sogenannte eCopter. Die Elektrohubschrauber sind weniger als 400 Kilo schwer, haben eine Reichweite von 50 Kilometern und sollen kleinere Lasten bzw. bis zu zwei Passagiere befördern. "Unser Ansatz ist es, Flugmaschinen kleiner und einfacher zu machen. So wollen wir bei den Betriebskosten auf ein Niveau kommen, das sich auch die breite Bevölkerung leisten kann“, erklärt Greil.
Die ersten Prototypen werden seit zwei Jahren am Flughafen Salzburg getestet. Auch die Serienentwicklung ist bereits angelaufen. "Der Zeitplan sieht vor, dass wir ab dem kommenden Jahr eine funktionierende Prozesskette aufbauen. Dazu gehören etwa Betreiber, Start- und Landeplätze sowie das Flugmanagementsystem. Wenn alles klappt, könnte der erste kommerzielle Lastenflug ungefähr Ende 2027 stattfinden. Etwa zwei Jahre später sollten wir so weit sein, dass wir auch Passagiere fliegen können“, gibt Greil die Marschrichtung vor. Er sei optimistisch, was die erforderlichen Genehmigungen betrifft: "Die Luftfahrtbehörde Austro Control unterstützt uns sehr.“
eCopter statt Autos
Die eCopter sollen die bestehende Verkehrsinfrastruktur ergänzen. "Das Konzept der 3-D-Mobilität sieht vor, dass der bodengebundene Verkehr zum Teil durch Flugtaxis ersetzt wird“, betont Greil. "Wir können mit einem Bruchteil der Ressourcen und der Infrastrukturkosten die gleichen Personenkilometer darstellen wie etwa ein Pkw. Das ist auch ein großer volkswirtschaftlicher Vorteil.“
Potenzielle Kunden seien vor allem "Firmen, die wissen, wie man ein Luftfahrzeug betreibt, also etwa Fluglinien oder Privatjet- und Hubschrauberbetreiber“. Die Liste der möglichen Einsatzbereiche sei aber lang, meint Greil und nennt ein Beispiel: "Für eine bewirtschaftete Almhütte, die nur mit dem Hubschrauber versorgt werden kann, kostet eine Flugstunde oft 3.000 € oder mehr. Bei uns wären es ungefähr 150 €. Wir könnten aber nicht nur wesentlich günstiger, sondern auch leiser, CO2-frei und bedarfsgerecht liefern.“
Die eCopter sollen zwar nicht autonom, aber automatisch (also ohne Pilot) fliegen. "Das bedeutet, dass die Luftfahrzeuge wie eine Seilbahn ohne Seil auf einer festen, vorprogrammierten Route unterwegs sind. Im Flugverkehr wird das mit dem Autopiloten seit vielen Jahren erfolgreich und sicher praktiziert“, meint Greil.
Das größte Wachstumspotenzial sieht der FlyNow-Chef in Asien, und da speziell auf der arabischen Halbinsel. Es gebe aber auch in Afrika einige Länder, die das Potenzial der 3-D-Mobilität erkannt hätten. Mitteleuropa und speziell die deutschsprachigen Länder seien dagegen träge und technikfeindlich, so Greil.