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Mario Stockhausen
© Mario Stockhausen

Im Kräuterreich des Sonnhof by Vitus Winkler wertvoll genießen

Nach 2 Sternen im Guide Michelin wurde der Pongauer Vitus Winkler von Gault Millau auch mit dem Titel „Österreichs Koch des Jahres 2026“ ausgezeichnet. Anlass für ein Gespräch über erste Kocherlebnisse, Ausbildungswege, Erfolgsrezepte und Visionen für den Sonnhof in St.Veit – eingebettet im „Kräuterreich“ ­seines Gourmetrestaurants.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 17.12.2025

Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung – persönlich und beruflich?

Sie bedeutet mir sehr viel. Persönlich, weil ich schon als Kind den Traum hatte, einer der besten Köche Österreichs zu werden – damals im elterlichen Betrieb an der Seite meiner Mutter, mit der wir später die zweite Haube erkochten. Beruflich bedeutet es, unseren Gästen exzellente Küche zu bieten und den Erfolg gemeinsam mit meiner Frau und dem Team zu feiern.

Wann haben Sie Ihre Leidenschaft fürs Kochen entdeckt?

Schon als Kind habe ich bei meiner Mutter in der Küche mitgearbeitet, während mein Bruder den Vater im Service unterstützte. Mich faszinierte es, aus Lebensmitteln Gerichte zu kreieren. Statt Spielzeugautos kaufte ich mir Küchengeräte, um eigene Kreationen auszuprobieren. Auch meine Großmutter hat mich geprägt – sie nutzte Kräuter wie Bachkresse im Kartoffelsalat, meine Mutter arbeitete mit Vogelbeeren und Löwenzahnhonig. Die Natur meiner Heimat hat mich nachhaltig inspiriert – heute stehen Kräuter, Beeren und Pflanzen der umliegenden Bergwelt im Mittelpunkt meiner Küchenlinie.

Sie haben die Tourismusschule in Bad Hofgastein besucht. Dort unterrichten Sie heute in der Meisterklasse. Wie hat diese Ausbildung Ihren Werdegang geprägt?

Die Schule bot mir Einblicke in alle Bereiche der Gastronomie – vom Service bis zu Getränke­kunde, Marketing, Rechnungswesen und Fremdsprachen. Später durfte ich Andreas Döllerer bei der Gründung einer Meisterklasse und bei der Kooperation mit den JRE – ­Jeunes Restaurateurs, deren Präsident ich heute in Österreich bin, zur Seite stehen. So können wir dem Nachwuchs alle Facetten der Kulinarik zeigen.

Patrick Kirchberger
© Patrick Kirchberger Der Sonnhof by Vitus Winkler wurde 2024 umfangreich umgebaut und erweitert.

Wann war es für Sie klar, dass Sie den Sonnhof übernehmen werden?

Schon als Kind dachte ich, dass mein Bruder und ich das Haus übernehmen werden. Jedoch fand er seine Berufung im Marketing, also kehrte ich mit 24 Jahren zurück, um später den Betrieb mit 29 Jahren zu übernehmen.

In welchen Betrieben konnten Sie Erfahrungen sammeln?

Ich arbeitete unter anderem im Unterberger in Kitzbühel, im Salzburger Hof in Zell am See, in Saalbach bei der Familie Thomas und am Arlberg im Burg Hotel. Dort habe ich durch den Chef-Sommelier Hermann Langmaier die Vielfalt der Weine kennengelernt. Die Weinkarte hatte damals schon an die 1.000 Positionen. Das hat mich motiviert, den Diplom-Sommelier zu machen. Auch meine Auslandsaufenthalte auf Korsika und Mallorca haben meine Küchenlinie inspiriert, vor allem lehrten sie mich, die Wasserqualität und die Produkte meiner Heimat zu schätzen.

Patrick Kirchberger
© Patrick Kirchberger Vitus Winkler mit seiner Gattin Eva-Maria und den Kindern Malia und Vitus.

Welche Vision hatten Sie für den Sonnhof?

Meine Frau und ich wollten ein Hotel schaffen, in das wir selbst gerne gehen würden – mit gesunder Ernährung, Erlebnisküche, Wohlfühlzimmern und Wellnessbereich. 2016 startete der Umbau: moderne Küche, Rezeption, Bar, Genussshop und optimierte Zimmer. 2020 folgte der naturnahe SPA-Bereich mit Outdoor-Infinity-Pool, Saunen und Ruheräumen. 2024 investierten wir erneut: Wir haben 18 Zimmer modernisiert und eine Luxus-Suite geschaffen und einen Fitness- sowie einen Seminarraum mit Show-Küche eingerichtet. Herzstück ist das Gourmetrestaurant „Kräuterreich“ mit Chef‘s Table und hochmoderner Küche.

Auf welche Faktoren und Erlebniswelten setzt ihr?

Wir setzen auf höchste Qualität, unterschiedliche Erlebniswelten und eine klare Inszenierung: Die neue Küche samt Chef‘s Table und das Restaurant „Kräuterreich“ ermöglichen Alpine Küche mit Fokus auf Wildkräuter. Die Gerichte spiegeln die Höhenlagen der Bergwelt wider, jedes Gericht trägt einen Namen, wie „Feldbach“ oder „Waldbad“, und enthält frische, eingelegte oder zu Essenzen verarbeitete Kräuter. Die alte Stube – wo früher das Frühstücksbuffet war – bietet jetzt das stimmige Ambiente für echte Wirtshausküche: die Wurzeln österreichischer Kulinarik. Das Gourmetrestaurant „Kräuterreich“ bietet die Bühne für die Alpine Küche, wo die Wildkräuter im Fokus stehen. Jedes Kraut bildet eine Höhenlage ab und findet sich in den einzelnen Gerichten des Menüs wieder.

Jörg Lehmann
© Jörg Lehmann „Der Feldbach“ mit Alpengarnelen, Brennessel, Kohlrabi und Leoganger Safran.

Was zeichnet Ihre „Kräuterreich“-Küchenphilosophie aus?

Sie ist inspiriert von der Bergwelt und von Reisen nach Neuseeland und Australien. Nach meiner Heimkehr pflanzte ich einen Kräutergarten, sammelte Beeren und Bärlauch und vertiefte mein Wissen mitels Kräuterbüchern. Unser Menü setzt auf Höhenlagen – Dorf, Wald, Wiese, Gipfel – kombiniert mit der Geschichte der jeweiligen regionalen Produkte. Durch mein zweites Kochbuch „Kräuterreich“ ist erst der jetzige Name unseres Gourmetrestaurants entstanden. 

Mario Stockhausen
© Mario Stockhausen Das Gericht „Waldbad“- Bärlauchtarte mit Waldkräutern und Kräuterbuttermilch.

Seit 2025 bieten Sie auch eine Wirtshausküche an. Warum?

Wir möchten sowohl unseren Hotelgästen als auch externen Besuchern neben dem Gourmetmenü auch traditionelle österreichische Küche bieten – modern interpretiert. Auf unserer Wirtshauskarte finden sich österreichische Klassiker wie Wiener-Schnitzel, Tafelspitz, Gulasch oder Wildragout, aber auch moderne, leichte Gerichte, die wir saisonal wechseln.

Mario Stockhausen
© Mario Stockhausen Die 100-jährige Zirbenstube bietet die Bühne für Vitus Wirtshausküche.

Was ist Ihr Signature- und was Ihr Lieblingsgericht?

Mein Signature-Gericht ist der „Gipfelstein“ – gefüllt mit Gamstartar und Preiselbeer-Flechten-Schaum, geräuchert in einer Schüssel mit Flechte. Der Tafelspitz mit Kren-Schnittlauch-Sauce, Röstkartoffel und Spinat ist mein Lieblingsgericht.

Mario Stockhausen
© Mario Stockhausen Vitus Winklers Signature-Gericht: „Der Gipfelstein“.

Worauf basiert euer Erfolg?

Auf hohen Qualitätsstandards, einem wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern, Gästen und Lieferanten sowie auf einer sorgfältigen finanziellen Planung. Die Investitionen der letzten zwölf Jahre – einige Millionen Euro – waren notwendig, um den Sonnhof in die nächste Generation zu führen und als Marke zu etablieren. Unser Motto lautet: „Wertvoll genießen“ – Werte und Genuss bilden die Basis unseres Erfolges.

Mario Stockhausen
© Mario Stockhausen Lange Tafel im Gourmet­restaurant „Kräuterreich“ mit Vinarium.
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