Märkte im Strudel der US-Zollpolitik
In den vergangenen Monaten hat US-Präsident Donald Trump einen weltweiten Handelskonflikt durch seine Art der Handels- und Zollpolitik entfacht. Die „Salzburger Wirtschaft“ hat bei Peter Hasslacher, dem Wirtschaftsdelegierten in den USA, nachgefragt, wie die aktuelle Situation im Welthandel derzeit einzuschätzen ist.
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Wie ernst nehmen Sie Trumps jüngste Ankündigung, 50% Zölle auf EU-Produkte zu erheben – ist das realistisch oder vor allem Verhandlungstaktik?
Die 50% Zollandrohung ist schon mal verschoben auf 9. Juli, d. h. hier ist schon mal etwas gewonnen. Ich glaube, es geht primär um Verhandlungstaktik. Hier stehen andere Ziele dahinter. Man möchte den internationalen Handel und vor allem den Handel mit den USA auf eine neue Basis stellen. Das Ziel ist es, neue Handelsverträge abzuschließen, nachdem die neue Administration primär von Geschäftsleuten bestellt ist, ist es diese gewohnt, schnelle Geschäftsergebnisse zu erzielen. Das ist generell der Zugang der USA, die wollen keine monate- oder jahrelangen Verhandlungen, sondern rasche Ergebnisse auf dem Tisch haben und darum geht es eigentlich. Hier will man seitens der USA Druck aufbauen und man sieht ja, das das funktioniert. Die EU hat sich sofort entschlossen, einen Fast Track bei den Verhandlungen zu machen, um diesen Drohungen zu begegnen. Bisher gehen diese taktischen Spielchen auf.
Welche Auswirkungen hätten solche massiven Zollerhöhungen für Österreichs Wirtschaft?
Also von 50% gehe ich nicht aus. Dieses Worst-Case-Szenario ist unrealistisch, denn das würde nahe an einem Handelsverbot entlangschrammen. Dafür sind die Wirtschaftsmärkte von USA und EU zu sehr miteinander verflochten und voneinander abhängig, das ist kein realistisches Szenario.
Welche Alternativen hat die EU, wenn Trump seine Drohung wahr macht?
Wir sind jetzt mitten in Verhandlungen. Und das Ziel von Verhandlungen ist erfolgreich zu sein und Ergebnisse zu erzielen. Das sehe ich jetzt einmal im Vordergrund. Die österreichische Wirtschaft hat vitales Interesse daran, dass es zu einem positiven und konstruktiven Ergebnis kommt. Wir wollen weder Gegenmaßnahmen setzen müssen, noch wollen wir einen Handelskrieg. Wir wollen, dass die Erfolgsgeschichte im Geschäft mit den USA, die wir in den vergangenen vier Jahren gehabt haben, fortgesetzt werden kann. Das ist das Ziel.
Wäre eine stärkere wirtschaftliche Kooperation mit anderen Handelspartnern eine sinnvolle Antwort?
Das ist immer eine Antwort. Aber wenn wir uns die vergangenen vier Jahre anschauen, dann war der wichtigste und dynamischste Exportmarkt in Übersee die USA. Dort haben wir die höchsten Wachstumsraten erzielt. Dort haben wir ein hohes Handelsvolumen. Die USA sind der wichtigste Überseemarkt für Österreich im Export und mittlerweile der zweitwichtigste Handelspartner weltweit. Und ganz wichtig: Wir erzielen im Geschäft mit den USA den weltweit höchsten Handelsbilanzüberschuss. Das bedeutet: Das Geschäft ist für uns sehr wichtig und es gilt alles dafür zu tun, dass wir die Position, die wir haben, zu erhalten bzw. weiter auszubauen. Wir hatten im vergangenen Jahr österreichischen Exporte in der Höhe von rund 17 Mrd. €. Der Handelsbilanzüberschuss betrug 7,5 Mrd. €. Das heißt, das Geschäft ist für unsere Firmen sehr erfolgreich.
Wie bewerten Sie den politischen Umgang der EU mit Trump – ist das kluges Deeskalieren oder zu defensiv?
Einerseits ist es wahrscheinlich gut, nicht auf jede Schlagzeile zu reagieren. Und diese ändern sich ja permanent. Und jedes Stöckchen, das geworfen wird, zu apportieren, macht wahrscheinlich wenig Sinn. Daher sind eine gewisse Gelassenheit und der Blick auf das Wesentliche sicher einmal gut. Was unter Umständen ein Problem sein kann, sind die unterschiedlichen Mentalitäten. Auf der einen Seite haben wir Geschäftsleute, die es gewohnt sind, schnell zu Abschlüssen zu kommen, und auf der anderen Seite haben wir eine EU-Kommission, die bürokratisch und administrativ funktioniert und das wird wahrscheinlich der Knackpunkt sein, wie gut diese zwei unterschiedlichen Zugangsweisen zusammenpassen. Was wir jetzt brauchen ist die Entschlossenheit, gute Ergebnisse zu erzielen.