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C. Rossbacher im Bild
© Lucija Novak

Claudia Rossbacher im Interview: „Ich morde ja nur in der Steiermark“

„Steirerkrimi“-Erfolgsautorin Claudia Rossbacher über Leichen im Bodensee, Tatort-Wünsche aus den Regionen ihrer Wahlheimat und den Pflegebedarf von Talent.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 04.09.2025

Sie haben von Ihrer Steirerkrimi-Reihe mehr als 500.000 Bücher verkauft. Hochgerechnet auf die Steiermark würde das bedeuten, dass hier in jedem Haushalt ein Krimi von Ihnen steht. Was macht das mit einem?

Claudia Rossbacher: Die Krimis sind mittlerweile wirklich ein bisschen Kulturgut geworden. Das macht schon stolz, auch wenn ich – und das ist, glaube ich, eine typisch weibliche Eigenschaft – mir gar keine Zeit nehme, um  mich einmal zurückzulehnen und mich dafür zu feiern.

Die Steiermark ist für Sie...

... der Nabel der Welt (lacht). Und ich bin den Steirern unendlich dankbar, dass sie mich mit so offenen Armen aufgenommen haben. Es war nie ein Thema, dass eine Wienerin daherkommt und Steirerkrimis schreibt. Und hier lebt in erster Linie auch meine Zielgruppe.

Wie definieren Sie die?

Alle – Nachsatz: die lesen. Und da gibt es offensichtlich viele und in allen Altersklassen. Freilich könnte man nur vom steirischen Markt nicht leben. Aber Gott sei Dank – und das spielt mir wiederum in die Karten – ist die Steiermark in ganz Österreich beliebt. Es gibt ja sehr viele Regionalkrimis, die aber keine Relevanz für den Rest von Österreich haben. Die Steiermark hat sie. Das ist das große Glück. Und ich morde ja nur in der Steiermark (lacht).

Sie haben sich mittlerweile durch die gesamte Steiermark „gemordet“. Gibt es eine Lieblingsregion?

Ich bin kein Bergmensch. Der Schöckel ist mir schon hoch genug, eigentlich schon zu hoch. Ich mag die Weinhügel, das Sausal beispielsweise ist schon schön. Aber eigentlich liebe ich das Schilcherland. Das ist wirklich meins.     

Wie reagieren die Regionen und Orte, die in Ihren Krimis als Tatorte herhalten müssen? Wie die Einwohner?

Was die handelnden Figuren angeht, fühlen sich tatsächlich immer wieder Leute gemeint, obwohl ich sie gar nicht kenne. Die Personen sind ja alle und immer erfunden, aber es ist für mich wichtig, dass sich die Leute in den Geschichten wiederfinden. Deshalb recherchiere ich die Themen, die in einer Region gerade wichtig sind, beispielsweise der „IGL-Lufthunderter“. Was die Schauplätze angeht, wird es immer positiv gesehen. Ich bekomme auch oft Zuschriften von Bürgermeistern, aber auch aus der Leserschaft, die sich wünschen, dass der nächste Fall bei ihnen spielt.

Ein Mord vor Ort als Werbe-Claim einer Region? – Nach dem Motto: Kommen Sie, schauen Sie, bei uns wird auch getötet… Sie haben Tourismusmanagement studiert. Was sagen Sie dazu?

Natürlich spielen da der Hintergedanke und die Hoffnung mit, dass der Krimi vor Ort verfilmt wird.

… und es die Region so ins Scheinwerferlicht und auf den Bildschirm schafft.

Genau. Ist ja kein blöder Gedanke. Wobei ich aber dazusagen muss, dass es nicht in meinem Einflussbereich liegt, wo ein Krimi verfilmt wird. Da spielen ganz andere Faktoren wie Produktionskosten und -logistik eine entscheidende Rolle. Beispielsweise wird bei „Steirerkind“, der bei der Ski-WM 2013 spielt, mein Opfer unter der Eisdecke des steirischen Bodensees gefunden, weil ich die Location cool gefunden habe. Im Film, der beim Nightrace in Schladming gedreht wurde, wurde die Leiche gleich dort vergraben, weil das ganze Drehteam schon vor Ort war.


Wie geht es Ihnen mit diesen doch fundamentalen Veränderungen Ihres Plots?

Da habe ich mich von Anfang an herausgehalten, weil ich finde, wenn du als Autorin die Filmrechte verkaufst, dann musst du den Profis am Set vertrauen. Ich bekomme zwar die Drehbücher, melde mich aber nur, wenn es durch die Veränderungen und Kürzungen zu inhaltlich logischen Fehlern kommt.

Wie wird man eigentlich Krimi-Autorin? Es gibt ja kein Studium, keinen Lehrberuf, keinen Gewerbeschein.

Es gibt Seminare, ich habe auch selber schon in Schulen Krimi-Workshops gemacht. Es gibt Grundregeln, aber wirklich lernen kann man es tatsächlich nicht. Ich bin jetzt auch nicht so verkopft, dass ich weiß, warum ich es kann. Ich wundere mich ja selbst. Ich glaube, es ist ein Talent, das man aber pflegen muss, denn wenn man es nicht tut, rostet es ein. Und ansonsten ist es einfach ein Gespür für Geschichten plus Fantasie und beim Krimi auch sehr viel Struktur und Logik. 

Aus dem Buchhandel hört man Wehklagen und Kritik an unfairen Marktbedingungen und übermächtigen Online-Konzernen. Wie sieht man das als „Buch-Lieferantin“?

Der Online-Handel ist da. Damit muss man leben und sich danach richten. Es gibt die kleinen, engagierten, regionalen Buchhändler, die einen super Job machen, die Lesungen organisieren, die machen und tun. Das geht aber nur, weil sie eigentümergeführt sind. Es ist schwierig und bleibt ein Groscherlgeschäft, bei dem niemand reich wird. Aber glauben Sie mir, ich kriege vom Buchpreis am allerwenigsten. 

Hinweis
Zur Person:
Claudia Rossbacher war nach einem Tourismusstudium Texterin und Kreativdirektorin in Werbeagenturen. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin im Grazer Umland. Aus ihren 15 „Steirerkrimis“ sind zwölf quotenreiche Verfilmungen entstanden.